LK Kunst Beethoven Gymnasium Berlin
Berlin, Ø 16 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2018
Fotogruppenpreis
Fotogruppenpreis 500 €
Jurybegründung
Die Fotogruppe des Kunst-Leistungskurses hat sich ein altes technisches Fotoverfahren angeeignet – den Salzdruck. Aquarellpapier wird dabei mit Silbernitrat zu lichtempfindlichem Fotopapier gemacht und anschließend im Fotolabor belichtet. Das Ergebnis sieht ganz wunderbar aus. Wunderbar ist hier aber nicht nur das fotografische Verfahren, fast schon von magischer Wirkung sind vor allem die Bilder. In der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität entstanden geheimnisvoll-verfremdete Portraits. Die Gesichter wurden mit Papierelementen ergänzt und im ungewöhnlichen, expressiven Licht in Szene gesetzt. Eine großartige Bildserie, ein exzellentes Gruppenprojekt.
Interview
Wir sind ein Leistungskurs des 11. Jahrgangs im Fach Bildende Kunst des Beethoven-Gymnasiums Berlin (daher auch der Name der Gruppe). Herr Richter ist unser betreuender Kunstlehrer. Da unsere Schule einen musisch-ästhetischen Schwerpunkt hat, haben wir die Gelegenheit, uns sehr intensiv mit bildnerischen Themen und Techniken auseinanderzusetzen.
Wie seid ihr auf die Idee zu euren Bildern gekommen?
Im ersten Semester (1. Halbjahr des 11.Jahrgangs) haben wir uns schwerpunktmäßig mit Fotografie beschäftigt. Neben vielen künstlerischen Strategien war die Inszenierung ein zentrales Thema. In diesem Zusammenhang spielten Rollenbilder, Selbstinszenierung und die Hinterfragung dieser eine große Rolle. Als Ausgangspunkt diente eine Aufgabe, in der wir uns mit Hilfe von Papiermasken u.ä. inszenierten. Außerdem wird zur Zeit unsere Schule saniert, sodass das Fotolabor nicht zur Verfügung steht. So haben wir, bzw. unsere Lehrer, Herr Richter und Frau Beisenherz im Parallelkurs eine Alternative dazu gesucht. Diese bestand in dem recht alten Verfahren des Salzdrucks.
Wie genau sind die Bilder entstanden? Welche Technik(en) habt ihr verwendet?
Der Entstehungsprozess der Bilder bestand aus mehreren Schritten und Aufgaben. Die erste Aufgabe bestand darin „Kopf- oder Gesichtserweiterungen“ aus Papier/ Pappe, Alufolie, Draht usw. zu erstellen. In einem zweiten Schritt wurden verschiedene Beleuchtungsmethoden und -richtungen ausprobiert und auf ihre Wirkung hin untersucht. In der Zusammenführung beider Schritte entstanden inszenierte Porträtaufnahmen, die fotografisch mit einer Digitalkamera festgehalten wurden. Die besten Fotos wurden anschließend ausgedruckt und als Negativ auf eine Folie kopiert. Diese Folie war dann der Ausgangspunkt für unsere Salzdrucke, ein Verfahren, das auf Talbot zurückgeht. Für diese Drucke haben wir Aquarellpapier mit einer Grundierung aus Salz, Gelatine und Trinatriumcitrat eingestrichen. Hierbei gab es Unterstützung aus dem Chemiebereich durch Herrn Achtmann. Nach der Trocknung wurde in einem verdunkelten Raum eine Sensibilisierung aus Silbernitrat aufgebracht, sodass die Papiere lichtempfindlich wurden. Die Belichtung erfolgte über ein Kontaktverfahren der Folien mit dem beschichteten Papier sowie einem Baustrahler als Lichtquelle. Entstanden sind dadurch recht düstere brauntonige Porträts.
Welche Bedeutung hat die Fotografie für euch?
Die Fotografie ist ein spannendes Medium, da es sich zwischen Abbild und Inszenierung bewegt. Das Abbild als Ausgangspunkt, das die Realität interpretiert aber auch durch die Möglichkeit der Bearbeitung bewusst verzerren oder hinterfragen kann. Die Fotografie schärft aber auch den Blick und sensibilisiert uns für Themen und Dinge, die uns alltäglich umgeben. Es ist auch ein poetischer Blick auf den Alltag.
Was möchtet ihr mit euren Bildern aussagen?
In Zeiten der massenhaften Selbstinszenierung in den sozialen Medien geht es uns um das Hinterfragen dieser Inszenierungen und des Maskenhaften vieler Porträts. Wer verbirgt sich hinter einem Bild? Steckt vielleicht eine Traurigkeit oder Einsamkeit hinter den lachenden Gesichtern. Aber auch das Hinterfragen von Identität und Rollenvorstellungen im Allgemeinen ist enthalten. Die Bilder sind daher eine Aufforderung genauer hinzusehen und auch mutiger bzw. ehrlicher zu sein.
Was nehmt ihr aus der Unterrichtseinheit mit?
Als erstes natürlich ein besseres Verständnis über Fotografie und insbesondere über analoge Verfahren. Außerdem haben wir viel über fotografische Gestaltungsmittel gelernt, z.B. über den Einsatz von Licht und Schatten in der Bildkomposition. Und über den experimentellen Umgang mit Fotografie. Dass ein Foto auch nicht immer gestochen scharf sein muss, damit es gut ist.
Welchen Raum nimmt die Fotografie innerhalb des Kunstunterrichts ein?
Innerhalb der Schulzeit taucht das Thema immer mal wieder im Kunstunterricht auf. In der Oberstufe ist bei uns jedoch ein ganzes Semester der Fotografie gewidmet, was sehr schön ist. So kann man auch aufwendigere Projekte wie dieses Umsetzten.
Habt ihr Vorbilder in der Fotografie?
Im Rahmen des Semesters haben wir natürlich auch viele Fotografinnen und Fotografen aus unterschiedlichen Zeiten und deren Konzepte kennengelernt. Für unsere Porträts sind vielleicht Diane Arbus, Nan Goldin aber auch Cindy Sherman zu nennen.
Wo und wem zeigt ihr die Ergebnisse eurer Arbeiten?
In Beethoven-Gymnasium gibt es jedes Jahr zwei große Ausstellungen. Zum einen die Jahresausstellung am Tag der offenen Tür, in der aus allen Klassenstufen Arbeiten gezeigt werden und auf der unsere Bilder bereits zusammen mit denen des Parallelkurses zu sehen waren. Zum anderen gibt es eine große Vernissage der Leistungskurse in Bildender Kunst im 4.Semester. Diese wird dann nächstes Jahr, wahrscheinlich im April stattfinden. Die Ausstellungen sind für alle Interessierten, d.h. Schülerinnen und Schüler, Freunde und auch Eltern zugänglich.
Wie seid ihr auf den Deutschen Jugendfotopreis aufmerksam geworden?
Es war ein Vorschlag unseres Kunstlehrers, Herrn Richter. Er ist durch eine Anzeige in einer Fachzeitschrift darauf aufmerksam geworden.
Fotografiert ihr auch außerhalb des Unterrichts?
JA.