Fotoexperimente und andere Bildwelten, Offene Gruppe der GGS Florianschule
Köln, Ø 9 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2024
Freie Themenwahl | Altersgruppe A (bis 10 Jahre)
Interview
Wie ist die Projektidee entstanden und worum geht es?
- Beate Gördes: Das Projekt "Experimentelle Fotografie und andere Bildwelten" wurde im Schuljahr 2023/24 im Rahmen des NRW-Landesprogramms für Kultur und Schule durchgeführt und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Das Programm bringt Künstlerinnen und Künstler mit künstlerischen Projekten in die Schulen, um den Kindern eine Alternative zum Schulalltag zu bieten. Ich bin bildende Künstlerin und arbeite hauptsächlich im audiovisuellen Multimediabereich. Für die GGS Florianschule habe ich den Schwerpunkt Fotografie gewählt.
Wie war der Arbeitsprozess?
- Da nicht alle Kinder über Kameras verfügten, bildeten sie Teams, in denen jeder abwechselnd als Fotograf*in agierte, während die anderen als Assistentinnen fungierten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich echte Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Die Kinder gaben sich untereinander Anweisungen und Hilfestellungen und erlebten gemeinsam einen kooperativen kreativen Prozess.
Mit welchen Techniken und Materialien habt ihr für die Animation experimentiert?
- Wir verwendeten einfache Kameramodelle, darunter eine preiswerte No-Name-Kamera aus China mit Makrofunktion, ein älteres Modell einer Kodak-Kompaktkamera sowie ausgediente Smartphones. Die Fotos für die Animation, die für den Jugendfotopreis ausgewählt wurde, entstanden draußen vor dem Schulgebäude. Wir ließen eine große Abdeckfolie im Wind flattern, und die Kinder fotografierten von unten nach oben, gegen den Himmel. Es war eine sehr sportliche Angelegenheit. Die Animationen entstanden rein zufällig. Beim Sichten am PC liefen die Dateien manchmal sehr schnell durch, und bei Serien wie den Folienmotiven empfanden die Kinder es „wie einen Film“. Daraufhin erklärte ich ihnen den Begriff „GIF-Animation“ und wie wir aus mehreren Fotos einen solchen Film erstellen können. Es war eine schöne Gelegenheit, den Kindern diese Technik zu zeigen und einige Beispiele umzusetzen.
Seid ehrlich: Wie lange hat es gedauert, bis das Video fertig war?
- Die Bildbearbeitungssoftware, die ich auf meinem Laptop habe (PhotoScape), bietet eine einfache Möglichkeit, GIFs zu erstellen. Wir brauchten nur die Fotos hochladen, die Länge einstellen und dann speichern. Die Bearbeitung dauerte ungefähr eine Minute.
Was hat euch am meisten Spaß gemacht? Gab es auch Herausforderungen?
- Am meisten Spaß gemacht hat uns das Experimentieren mit Taschenlampen, Lupen und das Aufbauen und Erfinden von „geheimnisvollen“ Motiven. Besonders spannend war es, wenn wir draußen außerhalb der Schule fotografierten. Schwierig war es, wenn sich die Einstellungen der Kameras verstellt hatten. Es war immer kompliziert, die richtige Einstellung wiederzufinden. Das passierte bei den Smartphones und den anderen Kameras öfter während des Fotografierens durch unbeabsichtigtes Berühren oder Verstellen der Einstellrädchen. Oder wenn sich die Kameras von selbst ausschalteten oder die Akkus leer waren.
Welche Kompetenzen möchten Sie den Kindern vermitteln?
- Das Projekt vermittelte den Kindern nicht nur technische Kenntnisse im Umgang mit Fotografie, sondern stärkte auch ihre kreative Ausdrucksfähigkeit und ihr ästhetisches Bewusstsein. Die Kinder lernten, dass sie nicht alles perfekt machen müssen und dass sich zufällige Fehler als Inspiration und Ideengeber erweisen können. Die Anerkennung durch die Jury des Deutschen Jugendfotopreises hat den Kindern eine neue Dimension der Wertschätzung gebracht, die ihnen vielleicht auch in Zukunft einen anderen Zugang zur Welt der Kunst eröffnen wird.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema Fotografie in der Gruppe?
- In den letzten 10 Jahren habe ich zahlreiche Kunstprojekte mit Grundschul- und KiTa-Kindern zum Thema Fotografie durchgeführt. Im Jahr 2018 erhielten wir (Familienzentrum und KiTa Niehler Elternverein) schon beim Deutschen Jugendfotopreis für das Projekt WIR einen Fotogruppenpreis. Aktuell leite ich immer noch die Fotogruppe in der KiTa des Niehler Elternvereins, die dieses Jahr ebenfalls mit einem Gruppenpreis ausgezeichnet wird. :-) Die meisten Kinder in der Gruppe der GGS Florianschule hatten keine Vorkenntnisse im Bereich Fotografie. Einige hatten bereits zu Hause erste Erfahrungen gesammelt. Die Schule selbst förderte bisher keine künstlerischen Projekte. Ich hoffe, dass mein Projekt kein Einzelfall bleibt.
Wie haben Sie die Kinder an das Thema herangeführt?
- Mit einer Vielzahl von Requisiten (Taschenlampen, LEDs, Folien, Spiegel usw.) haben die Kinder neue fotografische Herangehensweisen erkundet. Ziel war es nicht, eine bestimmte Technik zu perfektionieren, sondern spielerisch zu experimentieren. Die Kinder fanden ihre Inspiration beim Schaffen selbst. Durch den Einsatz extremer Perspektiven, die Integration von Spiegelungen, das Festhalten flüchtiger Bewegungen und das Spiel mit Licht und Schatten haben sie neue Blickwinkel erschlossen.
Ist es das erste Mal, dass ihr euch mit einer Stop-Motion-Animation beschäftigt habt?
- Einige Kinder hatten bereits privat Erfahrungen mit Stop-Motion gemacht. Unser Hauptfokus lag jedoch auf experimenteller Fotografie. Die Animationen entstanden nebenbei und rein zufällig.
Beschäftigt ihr euch auch außerhalb des Projekts mit Fotografie?
- Einige wenige Kinder hatten vor dem Projekt bereits Erfahrungen außerhalb des Projekts mit Fotografie gemacht, Die meisten hatten jedoch keine Erfahrungen. Im Verlauf der Zeit habe ich mitbekommen, dass einige Kinder dann auch zu Hause fotografierten, oder sich auf die nächsten Termine für die Fotogruppe vorbereiteten. Sie brachten zum Beispiel eigene Requisiten und Gegenstände für ihre Ideen mit.
Was und oder wer hat euch inspiriert?
- Gegenstände und Materialien, die die Kinder für ihre Fotomotive verwendet haben (Leuchten, Lupen, Spiegel, alte Fotoobjektive, Folien und sonstiges, was zur Verfügung stand oder „so rumlag“). Ich habe den Kindern lediglich ein Beispielbuch für experimentelle Fotografie gezeigt: Bettina Khano, „You May Appear Closer Than You Are“, Hatje Cantz Verlag 2012.
Stellen Sie die Arbeiten der Kinder aus?
- Während des Projekts habe ich immer die neuesten Werke über einen kleinen Foto-Digiframe im Foyer der OGTS präsentiert. Zum Ende des Schuljahres haben wir im Rahmen des Schulfests eine Ausstellung mit den Fotografien und Collagen realisiert. Es gab auch wertige DIN A4 Drucke, die die Kinder oder Eltern mit nach Hause nehmen konnten, und natürlich die Veröffentlichung des hochwertig gedruckten 60-seitigen Fotobuchs als besonderes Highlight.
Welche fachliche Bedeutung hat die Fotografie für Sie?
- Die Fotografie hat für mich eine sehr hohe Bedeutung. Als audiovisuelle Künstlerin nutze ich sie sowohl als eigenständige Kunstform als auch als Ausgangspunkt oder Bestandteil für weiterführende künstlerische Prozesse und/oder Ausstellungen.