Jonas Nölle - Herbert Grönemeyer, Fanatisch - 1998 (04:07)
Herbert Grönemeyer, Fanatisch - 1998 (04:07)

Jonas Nölle

Hamburg, 17 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2024
Experimente

 

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Interview

Wie ist die Idee zu Deiner Arbeit entstanden und was ist dort zu sehen?
- Ich hatte schon ein bisschen mit einer Sache experimentiert, die „Databending“ heißt. Man bearbeitet dabei eine Datei mit einer Software, die eigentlich für das Bearbeiten eines anderen Formats erdacht wurde. Also beispielsweise das Bearbeiten eines Fotos in einem Audioeditor. Wenn man mit dem Prozess ein bisschen vertraut ist, liegt es eigentlich sehr nahe, es auch einmal mit einem Song auszuprobieren. Man sieht also einen Song, man kann ihn sich ausdrucken und an die Wand hängen.

Wie sah Dein Prozess aus?
- Ich habe mir einen kostenlosen Audioeditor heruntergeladen, mit dem man eigentlich Musik oder Podcasts oder so etwas aufnehmen kann. Ich habe daran geglaubt, dass man mithilfe dieser Software einen Song in eine JPEG-Datei verwandeln kann. Man muss natürlich tricksen, aber am Ende ändert sich nur das Format.

Welche Materialien/Techniken hast Du verwendet? Wonach hast Du diese ausgewählt?
- Ich war schon immer interessiert daran, Neues zu finden, mit dem man experimentieren kann. Man braucht dabei immer etwas Leidenschaft und, klar, die Technik. Ich denke mir einen Plan aus und überlasse das Handwerk lieber einer Kamera oder einer Software und also dem Zufall. Das ist überhaupt das Wichtigste, der Zufall.

Sei ehrlich: Eignen sich Herbert-Grönemeyer-Songs am besten für diese Art von Fotoexperiment?
- Eigentlich eignet sich ja überhaupt gar kein Song für so etwas. Alles Schöne geht daran verloren, der Text und die Melodie. Das Interessante ist doch aber, dass ich immer, wenn ich dieses Bild sehe, an den Song denken muss.

Was hat Dir am meisten Spaß gemacht? Gab es auch Herausforderungen?
- Der ganze Prozess ist eigentlich recht mühsam. Man muss viele Fehler beheben, denn das Programm erstellt ja normalerweise Audiospuren und keine Fotos. Das Ergebnis ist natürlich toll, jetzt hängen in meinem Zimmer eine Reihe von großartigen Songs.

Hast Du auch andere Songs in Bilder übersetzt? Wenn ja, wieso hast Du Dich am Ende für dieses Bild entschieden?
- Weil der Song „Fanatisch“ eigentlich kein Grönemeyer Song ist. Grönemeyer wählte dafür ein tolles Motiv und sein Storytelling ist grandios. Das Album heißt „Bleibt alles anders“, es ist verworren und großartig.

Seit wann fotografierst Du und wie bist Du zur Fotografie gekommen??
- Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt jemals richtig fotografiert habe. Ich habe immer schon sehr viel ausprobiert.

Was fotografierst Du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Am meisten fotografiere ich meine Familie und meine Freunde und Essen natürlich, besonders viel Essen.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für Dich?
- Mich interessiert einfach die Meinung einer Kamera. Schau: Man findet sich ja auf den meisten Fotos nicht besonders schön, aber am Ende sieht man doch so aus. Ich glaube, man versteht sich selbst und das, was um einen herum ist, besser. Alles ist so, wie es ist, und man kann es nicht ändern. Es ist dann auch die Vergänglichkeit, alles Fotografierte ist in dem Moment tot, in dem ich auf den Auslöser drücke. Das ist ein starkes Gefühl und ein großer Abgrund, wirklich wenige können das so zeigen.

Experimentierst Du noch auf andere Art und Weise mit der Fotografie?
- Ich fotografiere mit einer schweren Mamiya, entwickle die Negative selber und probiere künstliche Intelligenz aus. Manchmal programmiere ich auch etwas Kleines, aber ich bin nicht besonders gut.

Welche Rolle spielt Musik in Deiner fotografischen Arbeit für Dich?
- Für mich gehören nicht nur in diesem Projekt Fotografie und Musik zusammen. Ich verbinde Bilder mit Musik. Ich sehe ein Foto und irgendein Song fängt an zu spielen. Steve Reichs "Music for 18 Musicians" hat beispielsweise ein ähnliches Coverbild wie das Bild hier von mir. Als mir das aufgefallen ist, habe ich eigentlich erst seine Arbeit verstanden. Seine Musik ist außergewöhnlich und wunderschön einfach und kompliziert gemustert.

Was oder wer inspiriert Dich?
- Am meisten inspiriert mich wahrscheinlich Musik. Meine Freunde würden sagen, es sind Romane, das stimmt auch. Ich lese viel.

Woran arbeitest Du gerade?
- Ich arbeite an einer guten Geschichte.

 

 

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