Jakob Ganslmeier - Soldat mit posttraumatischen Belastungsstörungen nach Anti-Terror-Übung
Soldat mit posttraumatischen Belastungsstörungen nach Anti-Terror-Übung
Jakob Ganslmeier - Traumatisierter Soldat vor seinem Haus
Traumatisierter Soldat vor seinem Haus
Jakob Ganslmeier - Traumatisierter Soldat im Schwimmbad
Traumatisierter Soldat im Schwimmbad
Jakob Ganslmeier - Blick aus Kasernenzimmer
Blick aus Kasernenzimmer
Jakob Ganslmeier - Traumatisierter Soldat morgens in der Kaserne
Traumatisierter Soldat morgens in der Kaserne
Jakob Ganslmeier - Traumatisierte Soldatin mit Ehemann
Traumatisierte Soldatin mit Ehemann

Serie: Trigger

Jakob Ganslmeier

Berlin, 24 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2015
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)

2. Preis 400 € 

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Jurybegründung

Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist beendet … auch für die Soldaten? Jakob Ganslmeier hat sie getroffen, diejenigen, die eben doch noch nicht ganz aus dem Krisengebiet zurückgekehrt sind, die das Erlebte noch verarbeiten. In seiner beklemmenden Dokumentation konfrontiert er uns mit den psychischen Auswirkungen von Einsatzerfahrungen, mit posttraumatischen Belastungsstörungen. Auf eine überaus einfühlsame Weise porträtiert Jakob Ganslmeier Menschen aus ganz verschiedenen militärischen Bereichen. Er macht dabei das Unsichtbare sichtbar, zeigt stille Verzweiflung in alltäglichen Situationen. Die herausragende fotografische Gestaltung erlaubt dem Bildbetracher eine Annäherung an die Porträtierten – und an die bedeutsame Thematik.

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Interview

Das Jahresthema lautete „Mein Deutschland“. Hattest du hierzu spontan eine Idee oder sogar bereits Fotos, die zum Thema passten?
- Ich hatte bereits Bilder. Im März 2013 hatte ich mit meiner Arbeit Trigger angefangen. Dafür habe ich deutsche Soldaten, die mit posttraumatischen Belastungsstörungen aus den Afghanistan-Einsätzen der Bundeswehr zurückgekehrt waren, fotografiert. Die Bundeswehreinsätze gehören auch zum heutigen Deutschland – ihnen wird aber nur eine relativ geringe und vor allem selektive Medienaufmerksamkeit gewidmet. Für die meisten von uns sind militärische Auseinandersetzungen sehr sehr weit weg.

Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Die porträtierten Soldaten kommen aus ganz verschiedenen militärischen Bereichen – ein Elitesoldat, ein interkultureller Berater, eine Sanitäterin und ein Militärpfarrer sind darunter. Wichtig war mir zu zeigen, wie für manche Soldaten, die in Afghanistan und/oder Kosovo im Einsatz waren, der Krieg nicht aufhört, wenn der Einsatz beendet ist. Was Krieg mit Menschen machen kann, und dass Einsatzerfahrungen nicht nur physisch, sondern auch extreme psychische Auswirkungen haben können.
Die Soldaten werden geplagt von Albträumen, in denen sie die traumatischen Erfahrungen und Bilder unwillkürlich wieder erleben. Ganz alltägliche Geräusche, Gerüche oder zum Beispiel der Anblick eines für Afghanistan so typischen Autos wie einem weißen Toyota können – auch Jahre später noch –plötzlich flashbacks auslösen. Diese Auslöser nennt man Trigger.

Wie schwer war es, die Soldaten für dein Projekt zu gewinnen?
- Die Soldaten zu finden, war nicht einfach, aber die Soldaten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, haben mir durchweg Vertrauen geschenkt. Sie haben verstanden, dass ich es ernst meine und fanden es teilweise sogar interessant, dass ich mich für dieses Thema entschieden habe.

Wie waren die Begegnungen mit den Soldaten?
- Die Begegnungen mit den Soldaten waren sehr unterschiedlich. Durchwegs interessant war, welch unterschiedlichen Blick die Soldaten auf einen Einsatz haben – ganz anders als das, was wir üblicherweise aus den Medien mitbekommen. Die Begegnungen waren auch berührend, würde ich sagen, es entstand zu allen Soldaten und ihren Lebensläufen doch eine intensive Beziehung.

Wie ist deine Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Ich habe die komplette Serie mit einer Mittelformatkamera fotografiert, das heißt auf Film aufgenommen. Mein Workflow war für mich selber erst mal ein komplett analoger. Im Labor habe ich die Filme kontaktet und die Bilder vergrößert. Später habe ich eine Auswahl an Negativen gescannt.

Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Bei posttraumatischen Belastungsstörungen können die Soldaten Eindrücke und Bilder aus dem Einsatz häufig nicht mehr loslassen. Wir erkennen einen Soldaten mit posttraumatischen Belastungsstörungen nicht auf den ersten Blick. Was mich fasziniert und gereizt hat, ist, eine psychische Krankheit, die im Kopf stattfindet und fast unsichtbar ist, durch Bilder sichtbar zu machen.

Wie bist du zur Fotografie gekommen? Weißt du noch, was dein erstes Foto war?
- Ein so genanntes Erweckungserlebnis oder eine romantische Beziehung zu meinem ersten Foto habe ich nicht. Als ich sehr jung war, habe ich von meinen Eltern eine Kleinbildkamera bekommen. Mit 18 Jahren habe ich angefangen, mich intensiver mit dem Medium auseinanderzusetzen.

Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Ich arbeite am liebsten an Langzeitdokumentararbeiten, das bedeutet für mich, mit Bildern Geschichten zu erzählen und über Themen visuell, durch Beobachtungen, zu berichten. Für Trigger habe ich sieben Soldaten über eineinhalb Jahre begleitet.


Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Fotografen, die ich bewundere, sind Chauncey Hare (Protest Photographs), Tim Hetherington (Infidel) und Nicoló Degiorgis (Hidden Islam).

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Ich habe mit dem Fotografieren angefangen, weil es mir den Kontakt zu Menschen ermöglicht hat, mit denen ich normalerweise nicht in Kontakt gekommen wäre.

Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Arbeiten von mir wurden schon ausgestellt. Einige von denen sind: Im meinem zweiten Jahr an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin haben wir als Klasse eine Ausstellung mit dem Titel „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ in Brest im centre d´art passerelle ausgestellt und im Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus. Dazu habe ich im Museum für Angewandte Kunst Gera im Rahmen des Aenne Biermann Preises ausgestellt. Die Arbeit Trigger habe ich bei der Abschlussausstellung der Ostkreuzschule im SEZ Berlin ausgestellt. Zudem bin ich Teilnehmer vom dritten Jahrgang des European Photo Exhibition Awards mit Ausstellungen 2016 in Paris, Oslo, Luca und in den Deichtorhallen Hamburg.

Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Meine Website ist jakobganslmeier.com. Darüber hinaus habe ich die Plattform FOG mitgegründet, die dokumentarische Arbeiten aus den Bereichen Film, Fotografie und Kunst präsentiert und die wir als Print- und Onlineprodukt veröffentlichen(fog-platform.com).

 

 

Preisträgerfotos + 2015 + Alter: 21–25 Jahre