Serie: Trade Show
Jakob Schnetz
Freiburg, 23 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2015
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
1. Preis 500 €
Jurybegründung
Was sind die Tempel der Konsumgesellschaft? Die Messehallen. Sie sind ein Eldorado für alle, die den neuesten Trends nachspüren. Sie sind damit zugleich das perfekte Spiegelbild einer aus den Rudern geratenen Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft. In seiner Serie „Trade Show“ bündelt Jakob Schnetz skurrile Momentaufnahmen dieser hierzulande besonders vielseitigen Messelandschaft. Dabei beweist er ein ausgezeichnetes Gespür für kuriose Situationen. Mit seinen humorvollen Bildern zieht er den Betrachter in eine obskure Parallelwelt, deren scheinbare Absurdität zum Nachdenken anregt. Eine eigenwillige und sehr erfrischende Arbeit, die durch ihre klare Konzeption und konsequente fotografische Umsetzung überzeugt.
Interview
Das Jahresthema lautete „Mein Deutschland“. Hattest du hierzu spontan eine Idee oder sogar bereits Fotos, die zum Thema passten?
- Ich arbeite seit etwa zwei Jahren an meinem Langzeitprojekt über Messen. Deutschland spielt in der „Messekultur“ eine herausragende Rolle, gilt es ja als weltweit wichtigster Standort. Meine Serie soll aber nicht etwas nur speziell Deutsches thematisieren, ich suche nach Situationen, in denen sich die globale Leistungs- und Konsumgesellschaft als hyperreales und absurdes Moment verdichten lässt.
Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Wichtig ist mir hier die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, dessen Teil ich bin, sowie ihren Ritualen und Strukturen. Das Komische der Bilder soll den Betrachter anziehen, das Absurde ihn über Gewohntes und Selbstverständliches reflektieren lassen.
Was war die verrückteste Messe? Mit den überraschendsten Präsentationen, den eigenartigsten Menschen, den skurrrilsten Szenen?
- Die für mich wohl eigenartigste Messe war eine Bestattungsmesse in Mannheim. Obwohl ich viele skurrile Messen, wie etwa Tier-, Autotuning-, Sex- und Waffenmessen besucht habe, waren die Gegensätze zwischen sachlich-professioneller Präsentation und dem wohl emotionalsten Thema des Lebens, dem Tod, einfach unglaublich. „Gestorben wird halt immer.“ Zu sehen sind dort die neuesten Urnen, Särge, Leichenwagen, Öfen, Bestatterkleidung.
Geht du nach deiner Messen-Odyssee (immer noch) gerne auf Messen?
Generell halte ich es nicht mehr besonders lange auf (Industrie-)Messen aus. Jeder ringt dort um die Auf¬merk¬samkeit des Besuchers und als Fotograf muss man ja noch einmal mehr selektieren, was man beob¬achtet; so kann einen der Input nach einiger Zeit schon mal müde machen. Es gibt allerdings Messen, bei denen man in andere Welten eintauchen kann, zum Beispiel bin ich sehr gespannt auf die Millionärsmesse in Moskau und die größten Waffenmessen in Europa.
Wie ist deine Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Ich arbeite mit digitalen Kleinbildkameras, oft mit einem Aufsteckblitz. So kann ich schnell reagieren, und durch den Blitz die Inszenierungen der Anbieter entfremden. Die Bilder sind unretuschiert, aber teilweise nachbelichtet und abgewedelt, Kontraste und Farben etwas bearbeitet.
Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Mir gefällt, dass sich auf so engem Raum (der Messehallen) so viel über unsere Gesellschaft erzählen lässt.
Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Ich fotografiere seit etwa dreieinhalb Jahren. Dazu gekommen bin ich über die Malerei. Meine ersten Fotos entstanden nur zu dem Zweck, dann gemalt zu werden.
Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Ich fotografiere vor allem Menschen. Allerdings fotografiere ich selten im privaten Umfeld, sondern hauptsächlich wenn ich an einem konkreten Thema arbeite. Von diesem Thema hängen dann auch die Motive ab.
Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Es gibt unglaublich viele gute Fotografen, noch mehr hervorragende Arbeiten. Ich denke, jedes besondere Bild, das man bewusst sieht, fließt in abstrakter Weise auch in die eigene Arbeit ein. Fotografen, deren Bildsprache und Thematik mich begeistern, sind zum Beispiel Davide Monteleone, Rob Hornstra, Andreas Gursky.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Fotografie ist für mich eine Sprache, eine Möglichkeit, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, zu reflektieren und Gedanken zu teilen.
Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Ich versuche, meine Bilder einem breiten Publikum zu zeigen. Ich veröffentliche Bilder in Zeitungen, Magazinen und Ausstellungen in Galerien und auf Festivals. Privat tausche ich mich natürlich auch mit meinen Freunden, unter denen viele Fotografen sind, aus.
Wo findet man deine Bilder im Internet?
- www.jakobschnetz.com
www.jakobschnetz.tumblr.com