Asli Özçelik -
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Aus dem Fotobuch: Waiting for the sun to shine

Asli Özçelik

Essen, 25 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2022
Experimente

Auszeichnung 300 € 

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Interview

Wie bist du auf die Idee zu deinem Fotobuch gekommen?
- Ich habe eher zufällig angefangen, meine Bilder zu bemalen, weil ich eine Foto-Blockade hatte und mich trotzdem weiter mit Fotos beschäftigen wollte. Dann bin ich auf die übermalten Bilder von Gerhard Richter gestoßen und wollte schauen, was ich mit einer ähnlichen Technik mit meinen Bildern machen kann.

Warum hast du genau diese Arbeit ausgesucht? Was fasziniert dich an dem Werk?
- Das würde ich gerne euch fragen! Ich hab die Arbeit ausgesucht, weil ich finde, dass sie einen sehr schön lockeren Umgang mit der Fotografie darstellt und das für mich gut zu dem Thema passt.

In welchem Zeitraum sind die Fotos aufgenommen worden?
- Die Bilder sind in einem Zeitraum von sechs Jahren entstanden und ziemlich durchgemischt.

Wie ist das Buch entstanden?
- Ich habe alle meine Bilder aus dem Archiv durchforstet. Die meisten sind gescannte analoge Fotografien. Diese habe ich mehrfach gedruckt. Im Anschluss habe ich die Drucke dann mit Acrylfarben bemalt. Dafür habe ich vor allem Spachteln benutzt. Nachdem die bemalten Fotos getrocknet waren, hab ich sie zum Digitalisieren dann gescannt.

Bist du auch außerhalb der Fotografie in der Acrylmalerei aktiv?
- Nein, bisher nicht. Das Buch war mein erster Umgang mit Farben.

Welcher Teil der Arbeit hat dir am meisten Spaß gemacht, welcher stellte sich als Herausforderung heraus?
- Am meisten Spaß hat mir tatsächlich das Malen bereitet! Wahrscheinlich weil mir die Arbeit mit Farben im Grunde genommen völlig fremd war. Das war für mich total aufregend, weil ich durch den Farbauftrag und dessen Veränderung im Bild das Gefühl hatte, meine alten Fotos neu entdecken zu können. Besonders herausfordernd war das Editieren der Bildreihenfolge im Buch.

Du hast das Buch über Crowdfunding finanziert. Wie kam es dazu? Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?
- Ich kenne ein paar Leute, die ihre Fotobücher so finanzieren konnten und habe auch selber schon welche unterstützt. Puh, ich finde, Crowdfunding ist irgendwie eine verrückte Sache. Ich hatte das große Glück, dass das Ziel relativ schnell erreicht wurde. Es ist total verrückt zu sehen, wie Leute dein Buch unterstützen. So viele Leute, die man selber gar nicht kennt. Ich habe viel Zeit damit verbracht, die Kampagne auf Instagram zu bewerben. Zum Glück hatte ich mir vorher einen groben Plan gemacht und ich kann es nur jedem raten, sich vorher gut vorzubereiten.

Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Ich fotografiere, seitdem ich 13/14 bin, und bin damals durch SchülerVZ-Gruppen darauf gekommen. Das war alles sehr hobbymäßig, aber ich erinnere mich, dass ich dort Fotos hochgeladen hatte und mir die Fotos von anderen Usern angeschaut hab.

Was fotografierst du am meisten?
- Zurzeit fotografiere ich am liebsten meine Mitmenschen bei ganz alltäglichen Dingen.

Wie hat sich die Corona-Zeit auf deine Art zu fotografieren ausgewirkt?
- Ich habe auf jeden Fall weniger fotografiert, habe öfter Foto-Blockaden und es fällt mir schwerer, da wieder rauszukommen. Ich habe mich schlechter gefühlt, dass ich so wenig fotografiere, weil es eigentlich eine wichtige Zeit ist, die man dokumentieren sollte. Trotzdem ist beispielsweise das Buch zur Corona-Zeit entstanden. Da habe ich dann zwar nicht fotografiert, aber nach einem anderen Umgang mit meinen Bildern gesucht und der Ausgleich hat mir sehr gut getan.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Ja, auf jeden Fall! Zurzeit ist Jind?ich Štreit fotografisch gesehen mein größtes Vorbild. Früher war es lange Zeit Lina Scheynius, und sie gehört auch immer noch zu meinen Vorbildern. Weitere Vorbilder sind Anders Petersen, Christoph Bangert und Nan Goldin.

Informierst du dich über aktuelle Fotografie?
- Ich tausche mich mit meinen Freund*innen über neue Fotobücher aus oder schaue bei Fotobuchläden nach neuen Büchern. Online bekomme am meisten auf Instagram etwas über aktuelle Fotografie mit, aber ich informiere mich nicht wirklich aktiv über Trends und Techniken.

Wo und wem zeigst du deine Bilder?
- Zurzeit ist mein Fotobuch Teil der Gruppenausstellung „On Display“ im Kunstmuseum Ahlen. In der Vergangenheit habe ich bei den Rundgängen der Folkwang Universität mitgemacht oder bei Festivals ausstellen dürfen. Manchmal habe ich das Glück, dass Teile meiner Arbeit im Print oder online veröffentlicht werden. Ansonsten zeige ich meine Fotos meinen Kommiliton*innen und Freund*innen, auf meiner Website und auf Instagram.

Woran arbeitest du gerade?
- Ich arbeite jetzt schon seit fast zwei Jahren an einem Projekt über Familie und insbesondere über meine Mutter. Es bezieht sich vor allem auf ihre Jugend in der Türkei und die Auswanderung nach Deutschland. Mir hat ein Projekt noch nie so viel bedeutet wie dieses.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Die Fotografie gibt mir einen Raum, in dem ich mich wohl und sicher fühle, um meine eigenen Emotionen zu erforschen und ein Stück weit zu verarbeiten. Außerdem gibt sie mir die Möglichkeit, näher an andere Menschen und ihre Gefühlen zu treten, zu entdecken, was mich überhaupt interessiert, mich voll und ganz einem Thema hinzugeben, es aufzuarbeiten und meine Gedanken und Gefühle zu kommunizieren.

 

 

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