Polina Korovina - in your hands
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Polina Korovina

Köln, 24 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2020
Jahresthema: #LOVEPEACE

Hauptpreis 500 € 

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Jurybegründung

LOVEPEACE – das war das Jahresthema beim Deutschen Jugendfotopreis 2020. Wie soll man das fotografisch interpretieren? Den Frieden lieben? Das Bild von Polina Korovina trifft es auf den Punkt. Das Foto zeigt einen jungen Menschen, der eine Ziege hält, so wie ein Kuscheltier. Beide scheinen es zu mögen und schauen frontal in die Kamera. Das alles wirkt so natürlich und selbstverständlich – und so friedlich. Fast schon hypnotisierend.
Der Bildaufbau vermittelt eine absolute Natürlichkeit – und gleicht einem klassischen Gemälde. Mensch und Tier sind zufrieden und mit der Natur verbunden. Das Bild vermittelt eine überzeugende Antwort auf die gar nicht so einfache Frage: „Wie sieht für dich Frieden aus?“ Ein unglaublich tolles Foto – gefühlvoll und dabei kein bisschen kitschig: Der Hauptpreis im Jahresthema „LovePeace“.

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Interview

Das Jahresthema lautete #LOVEPEACE. Hattest du hierzu spontan eine Idee?
- Ja, Liebe und Frieden ist für mich ein Gleichgewicht mit anderen Lebewesen auf dem Planeten. Ich wollte jetzt nicht hochutopisch werden, einfach ehrlich. Ich machte das Foto in meiner Heimat, in Transnistrien – eine autonome Republik, in der ich bis 12 Jahre aufgewachsen bin. Es ist eine postsowjetische Abspaltungsrepublik, die vom Staat Moldawien nicht anerkannt wird.

Was möchtest du mit deinem Bild vermitteln?
- Einfach Freundschaft zeigen, mit ihrer Leichtigkeit und Mystik. Nikita hat mich bewegt und inspiriert. Ich dokumentiere fotografisch Situationen und Stimmungen, die ich selber als Kind verspürte. Das sind verstrickte Assoziationen. Auf dieser Wiese verbrachte ich meine Kindheit, die ist sehr magisch für mich.

Warum hast du genau dieses Bild ausgesucht?
- Ich habe das Porträt ausgewählt, weil Nikita eine non-binäre Person ist und ich mich in diese Kategorie auch einordne. Es ist ein großes Privileg in Deutschland, non-binär zu sein, ohne sich auf der Straße in Gefahr zu bringen, das meine Freunde/Models in Transnistrien noch nicht haben. Mein Ziel ist es, eines Tages dort eine kleine Queer-Gemeinschaft in der vergessenen Region Ost-Moldawiens zu schaffen. Wenn ich den ersten oder zweiten Platz gewinne, lade ich von dem Geld Nikita nach Deutschland ein, dann machen wir Kölle zusammen unsicher :)

Wie ist das Bild entstanden?
- Es entstand sehr spontan. Nikita und ich spazierten in der Natur und unterhielten uns über Musik, die uns persönlich geprägt hat. Diese Teenager-Ziege lief auf uns zu und wollte unbedingt ein Selfie mit Nikita machen. Ich musste einfach auf den Auslöser drücken, sonst hätte die Ziege uns nicht in Ruhe gelassen. Im Hintergrund liefen die Kühe frei rum. Fand ich perfekt, musste nichts inszenieren, sonst auch viel Plastikmüll im Background, es gibt noch viel aufzuräumen. Aufgenommen wurde es mit einer Sony Alpha 6, ohne großartiges Bearbeitungsverfahren, der Ausschnitt blieb unverändert.

Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Ich fotografiere seit 2016, das hat sich sehr zufällig beim Theaterspielen ergeben. Wir bekamen die Aufgabe, im Backstage den Entwicklungsprozess festzuhalten. Ich verspürte plötzlich hinter der Kamera mehr Ausdruckmöglichkeiten und Freiheit als auf der Bühne. Mit der Kamera konnte ich intuitiv meiner Neugier nachgehen und dadurch wurde mein Blick sensibler. Die Kamera ist mein drittes Auge geworden.

Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Wenn ich reise oder kleine Aufträge habe. Freundinnen und Musikbands.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Graciela Iturbide und Diane Arbus.

Stellst du deine Fotos aus?
- Ich habe die Fotos 2019 bei Bumann & Sohn ausgestellt. Bei Cumming Collective, die feministische Themen bearbeiten. Sonst nur auf Instagram.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Das Fotografieren hilft mir, eine persönliche Konstruktion zu der Welt zu bilden und diese zu verarbeiten. Die Kamera ist mein drittes Auge. Eine tolle Unterstützung, zwischenmenschliche und kulturelle Zusammenhänge zu begreifen. Das ist persönlich und politisch.

 

 

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