Aus dem Fotobuch: Hundstage
Jacob Waak
Berlin, 24 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2014
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
2. Preis 400 €
Jurybegründung
Große braune Augen. Die Ohren eingeknickt. Traurig blickt er durch die Gitterstäbe. Er ist nur einer von hunderten Hunden in Europas größtem Tierheim, die auf ein neues Zuhause warten. Einige dieser Vierbeiner porträtiert Jacob Waak in seinem Fotobuch „Hundstage“. Er gibt uns Einblick in das Leben in einem Tierheim, zeigt leere Käfige, Hundehütten, Spielflächen. Und immer wieder Großaufnahmen einzelner Hunde, die durch Gitter oder Scheiben von uns getrennt bleiben. Jacob Waaks gefühlvolle Bilder berühren. Sie bestechen durch interessante Ausschnitte, durch ihr Spiel mit der Schärfe, durch eine konsequente Umsetzung. Sie sind außergewöhnlich fotografiert – kurzum: einfach grandiose Tierbilder!
Interview
Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch gekommen und worum geht es dir dabei?
- Ich war auf der Suche nach einem Dokumentarthema für meine Abschlussarbeit, welches sich nicht um leblose Objekte dreht, aber auch nicht zwingend der Anwesenheit von Menschen bedarf. Noch dazu wollte ich mal etwas Neues probieren und ein Thema, welches mir selbst wichtig ist.
Wie ist die Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Kleinbild, analog; eigenhändige Entwicklung und Print (sowohl Arbeits- als auch Galerie-prints); Farbfilm.
Wieso hast du dich im Tierheim auf die Hunde konzentriert?
- Anfangs wollte ich das gesamte Geschehen im Tierheim dokumentieren. Nach längeren Überlegungen hat sich gezeigt, dass die Bilder der Hunde im Zusammenspiel mit der "trostlosen" und kalten Betonumgebung des Heims genau das Gefühl widerspiegeln können, welches ich ausdrücken wollte.
Hast du auch eine Beziehung zu einzelnen Tieren aufgebaut?
- Leider war es mir nicht möglich, so viel Zeit mit jedem einzelnen Hund zu verbringen, wie ich gerne wollte. Es war nicht gestattet, dass ich mich zu den Hunden in deren Zelle setze. Im Außenbereich sind die Spaltmaße der Gitter größer und ich konnte so mit den Hunden enger agieren (streicheln, Ball werfen etc.). Ab und an konnte ich auch im Innenauslauf ganz frei mit den Listenhunden spielen. So etwas hat mich jedem Tier näher gebracht und ich war schon "fast froh", dass einige Hunde bis zum Schluss meiner Arbeit nicht vermittelt wurden. Manchmal habe ich auch bei der Fütterung geholfen oder Näpfe geschruppt, um eine engere Beziehung zu den Mitarbeitern aufzubauen und mehr mit dem Thema zu verschmelzen. Und ich habe des Öfteren Freiwillige, die Hunde ausgeführt haben, begleitet.
Welchen Hund hast du am Ende mit nach Hause genommen? :-)
- Leider keinen. Weil ich schon ‘nen kleinen habe und ich jetzt besser denn je weiß, was es heißt, Hundebesitzer zu sein, und wie viel Arbeit einem bevorsteht, wenn man sich dazu entschließt, auch noch einem "gestörten" Tier auf die Beine zu helfen.
Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Ich möchte nicht "nur" abbilden, sondern auch eine Meinung oder ein Gefühl ausdrücken. In diesem Fall gibt es ein Hauptthema: Schaut, wie es im größten Tierheim Europas ausschaut und was dort für viele verschiedene Charaktere leben! Irgendwann kam die Erkenntnis, dass ich die Hunde eigentlich schon vermenschlicht habe. Ich habe später versucht, Emotionen in deren Mimik und Gestik hervorzuheben. Mich reizt die Herausforderung, dort gute Bilder zu machen, wo andere vielleicht schon aufgegeben oder gar nicht erst angefangen haben. Schaut man hinter die Fassade, erkennt man so viel Interessantes, was es lohnt hervorzuheben, um die Gesellschaft zu ermahnen, nicht immer so vorschnell zu urteilen und zu pauschalisieren.
Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Den Zeitpunkt würde ich am Kauf meiner ersten Digitalkamera festmachen: Ein billiges No-Name-Chinagerät, gerade mal gut genug, um bei Tageslicht verwacklungsfreie Bilder zu machen. Ich habe damals angefangen, Graffitis zu malen. Von diesen hat man meist nicht viel, wenn man kein Foto gemacht hat. Mecklenburg war übersät mit alten Bauruinen oder leerstehenden Industrieanlagen. Es gab dann den Moment, wo ich vor meinen Freunden mit meinem Graffiti fertig war. Getrieben von Neugier bin ich durch die Ruinen getigert und hab angefangen zu fotografieren, wie das letzte Sonnenlicht durch kaputte Fenster auf abgeplatzte Tapeten und zerstörte Keramiken gefallen ist.
Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Ich fotografiere am liebsten echte Situationen. Ich dokumentiere gern. Ich mag das Ungeschönte.
Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Ich mag generell Dokumentarfotografen. Egal aus welcher Zeitepoche. Ich brauch nicht mal weit schauen. Ich geh einfach rüber in die Ostkreuzagentur und habe genug Beispiele für herausragende Fotografen. Julian Röder hat mich schwer beeindruckt. Wenn ich kann, würde ich später gerne so frei arbeiten können wie er.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Mittel zum Zweck. Scheinbar ist es das Medium geworden, über welches ich mich am besten mitteilen kann. Früher war es das Zeichnen. Vielleicht wird es auch bald der Film. Wer weiß.
Stellst du deine Fotos aus?
- Wenn ich ein Angebot bekomme, meine Bilder irgendwo digital oder geprintet auszustellen, nutze ich diese Gelegenheiten gerne. Aber selbst würde ich wohl keine Ausstellung organisieren.
Hast du eine eigene Website?
- www.jacob-waak.de