Serie: Fremdes Gelände
Patrick Pollmeier
Bielefeld, 24 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2016
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
3. Preis 300 €
Jurybegründung
Im Rudel durch die Wälder streifen und auf Beutejagd gehen – ein klassisches Wolfsleben. An der Leine mit dem Herrchen einmal um den Block gehen, zwischen Zwinger, Dosenfutter und Formwertnoten – das hingegen ist der Alltag eines domestizierten Hundes. Patrick Pollmeier zeigt auf eindrucksvolle Weise, was vom wilden Tier bleibt, wenn es nach menschlichen Bedürfnissen reguliert und geformt wird. Dabei überträgt er den Gedanken der Züchtung und Entfremdung stilistisch passend in sachlich-kalte Bilder. Ein spannender Einblick in die Welt der Zucht, der gleichzeitig die gegenwärtige Hundekultur hinterfragt.
Interview
Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen?
- Die Idee hat sich nach und nach entwickelt. Zunächst haben mich Gegenstände wie Wurfarme und Intelligenzspiele für Hunde als Objekte an sich interessiert. Da diese Kategorie nicht ausgereicht hat, um das zu formulieren, was ich mit der Serie sagen wollte, habe ich weitere Kategorien bearbeitet und diese dann in dem Buch „Fremdes Gelände“ wie ein Puzzle zu einem großen Bild zusammengefügt.
Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Mir ist es wichtig, dass die Fotografien dazu anregen, seine eigenen Ansichten zu hinterfragen. Ob man diese dann korrigiert oder aber bestätigt, ist für mich eher zweitrangig.
Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Mir gefallen Arbeiten, die sich mit unserem alltäglichen Umfeld beschäftigen und existenzielle Fragen stellen. Ich habe diese Serie ausgesucht, da sie eine sehr persönliche Arbeit ist. Sie zeigt nicht nur, wie ich zum Thema Hundehaltung stehe, sondern auch meine Vorstellung davon, wie Fotografie funktioniert.
Hast du selber einen Hund?
- Seit meiner frühen Kindheit habe ich immer Hunde um mich herum gehabt und es auch stets genossen. Nach dem Abitur bin ich mit meiner Freundin zusammengezogen, die ebenso aufgewachsen ist. Schnell war wieder das Bedürfnis nach einem eigenen Hund geweckt.
Hat die intensive Beschäftigung mit dem Thema Züchtung deine Sicht auf Hunde und Hundehaltung verändert?
- Beim Besuch der Hundeausstellung in Dortmund war ich mir sicher, dass ich selbst nicht zu der Gruppe gehöre, die ihren Hund entfremdet und den eigenen Vorstellungen anpasst. Ich konnte mich klar von diesen Leuten distanzieren. Je länger ich jedoch an dieser Serie gearbeitet habe, desto schwieriger fiel es mir, dies beizubehalten. Als ich mich mit alltäglichen Gegenständen wie Leinen und Halsbändern auseinandersetzte, entdeckte ich immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen mir und den Ausstellern auf der Messe. Meine Sicht ist besonders in den unspektakulären, gewöhnlichen Bereichen der Hundehaltung kritischer geworden.
Wie ist die Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Eine digitale Mittelformatkamera, ein Stativ, zwei bis drei Blitze und eine große Softbox bilden die technische Grundlage für die Fotografien dieser Serie, die ich mit Hilfe von Adobe Lightroom und Photoshop korrigiert habe.
Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Mein Vater hielt jeden Urlaub in Standbildern und im Bewegtbild fest, sodass ich schon früh hin- und hergerissen war zwischen den Medien Fotografie und Film.
Zunächst produzierte ich Skateboardvideos en masse. Ich stellte fest, dass ich die Qualität, die ich aus Filmen kannte und anstrebte, nicht als One-man-Band erreichen kann. In der Fotografie hin-gegen kann man viel detaillierter arbeiten und planen. Ich merkte schnell, wie viel besser sie zu mir passt. Durch die Auseinandersetzung mit den Arbeiten bekannter Fotografen verstand ich erst, welche Möglichkeiten sie mit sich bringt. Sehe ich eine Fotografie, fühle ich mich viel freier und denke viel mehr nach, als wenn ich einen Film sehe. Deshalb gehe ich heute lieber in eine Fotoausstellung als ins Kino.
Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist nicht so einfach. Wenn ich mir nun aber meine Arbeiten anschaue, ist es schon auffällig, dass ich gerne Objekte fotografiere. Diese sind meistens kleinere Gegenstände, die wir aus unserem Alltag kennen.
Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Viel zu viele. Terrance Simon und Jeff Wall gehören wohl zu meinen beiden Favoriten.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Ich widme der Fotografie enorm viel Zeit: Ich verdiene mein Geld mit dem Fotografieren. Ich studiere Fotografie an der FH in Bielefeld. Ich dokumentiere mein Leben in Fotos.
Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Meine Bilder zeige ich jedem, der sie sehen möchte, sobald ich zufrieden mit ihnen bin. Fotografien, die mir selbst nicht gefallen oder noch nicht ausgereift sind, sehen hingegen nur einige wenige. Ausstellungen finde ich klasse. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, stelle ich immer gern meine Arbeiten aus.
Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Auf meiner Homepage: www.paddelproduction.de, auf Instagram unter: paddelproduction oder auf facebook: www.facebook.de/paddelproduction.
Wie wurdest du auf den Deutschen Jugendfotopreis aufmerksam?
- Ich habe zufällig auf einer Seite im Internet vom Deutschen Jugendfotopreis gelesen und bin dem Link direkt gefolgt.