Serie: Sijiagou - Denk an die Heimat
Amelie Kahn-Ackermann
Berlin, 22 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2016
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
Reportage-Preis 500 €
Jurybegründung
Einen deutlichen Kontrast zum modernen China bildet die Reportage „Sijiagou – Denk an die Heimat“ von Amelie Kahn-Ackermann. In malerischen Bildern dokumentiert sie das Alltagsleben in einem Bergdorf. Behutsam schildern ihre Fotografien das Leben auf dem Land, das heute beinahe exotisch anmutet. Ein zeitloses Leben, eingefangen in poetischer Farbgebung. Der eindringliche Blick des Schulmädchens, die Hausschweine, der Bauer in der kargen Landschaft – diese Serie überzeugt neben ihrer technischen Perfektion durch starke, gut durchdachte und harmonisch aufeinander abgestimmte Bilder, die neugierig auf ihre Geschichte machen.
Interview
Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen?
- Die im Projekt abgebildeten Personen sind meine Verwandten. Meine Angehörigen in Peking
hatten lange keinen Kontakt mehr zu diesem Teil der Familie. Mein Onkel hat nach Jahren wieder Verbindung mit ihnen aufgenommen und mich einmal dorthin mitgenommen. Ich war sofort von den Menschen und der Landschaft fasziniert und habe mich entschieden, dort meine Abschlussarbeit zu machen.
Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- In den Medien hört man oft von den großen Städten und der schnellen Entwicklung Chinas. Für „Sijiagou“, das Heimatdorf meines Großvaters, gilt das Gegenteil. Es ist eine sterbende Region.
Die jungen Leute verlassen die Dörfer und ziehen in die Städte. Mit den Fotos wollte ich eine nahezu vergessene Region und nahezu vergessene Lebensformen zeigen. Die Landschaften und die Ruhe dort haben mich am meisten fasziniert.
Welche Aspekte des dörflichen Lebens in Shaanxi erschienen dir am befremdlichsten?
- Etwas, woran ich mich gewöhnen musste, war das Fehlen von Duschen und richtigen Toiletten.
Das Leben dort ist einfach. Zu essen gibt es, was man am Tag auf dem Feld geerntet hat. Man muss weite Strecken zu Fuß zurücklegen. Daran gewöhnt man sich aber schnell. Am befremdlichsten war für mich die Selbstverständlichkeit und Herzlichkeit, mit der mich meine Verwandten dort empfangen haben. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Obwohl sie mich erst als Achtzehn-jährige kennengelernt haben, und ich sie wegen ihres Dialektes kaum verstehe, wurde ich sofort als Familienmitglied akzeptiert. Meine Großtante weint jedes Mal, wenn ich gehe.
Könntest du dir vorstellen, dort (eine Zeit lang) zu leben?
- Ja, ich kann mir vorstellen, eine Zeit dort zu leben und habe das zum Fotografieren auch getan. Aber irgendwann würde ich wahrscheinlich das Großstadtleben doch vermissen.
Wie ist die Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Zum Fotografieren habe ich eine analoge Mittelformat-Kamera, eine zweiäugige Rolleiflex, benutzt. Ich fotografiere lieber analog, weil ich finde, dass die begrenzte Anzahl der Fotos (12 Fotos pro Film) zu einer konzentrierteren Arbeitsweise führt. Die Filme habe ich entwickeln lassen und dann selber gescannt.
Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Ich weiß nicht mehr genau, wie ich zur Fotografie gekommen bin. Ich hatte schon immer eine Kamera und habe viel herumgeknipst. In der Schule hat mich kein Fach besonders angezogen.
Daher habe ich mich nach der Schulzeit schnell für die Fotografie entschieden.
Was fotografierst du am meisten? Welche - Motive, bei welchen Gelegenheiten?
Menschen, Landschaften und Stillleben. Wann immer ich ein schönes Motiv sehe.
Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Das ändert sich oft, und es kommen auch immer neue dazu. Sibylle Bergmann gehört auf jeden Fall dazu.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Fotografieren ist für mich das am besten geeignete Mittel, mich auszudrücken und Wahrnehmung wiederzugeben.
Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Ja, ich stelle meine Fotos aus. Letztes Jahr bei unserer Abschluss-Ausstellung an der Ostkreuz-
Schule. Dieses Jahr wird die Arbeit in Zürich und in Peking gezeigt.
Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Ich habe eine Website: www.ameliekahnackermann.com
Wie wurdest du auf den Deutschen Jugendfotopreis aufmerksam?
- Über Freunde, die sich da auch schon mal beworben haben.