Serie: Don`t touch me, I`m full of snakes
Kristina Lenz
Dortmund, 23 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2016
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
2. Preis 400 €
Jurybegründung
Gemeinsam durch die Nacht. Durch die Dunkelheit spazieren, mit Zigaretten aushelfen, Leuchtraketen zünden. Verbundenheit und Freundschaft spüren. Erlebnisse teilen, Erinnerungen schaffen. Sehr treffend transportiert Kristina Lenz diese Grundstimmung in ihrer Schwarzweiß-Serie. Die Motive sind zum Teil undeutlich und angeschnitten, die Bildsprache dieser Serie ist eigenwillig: Kristina Lenz` Arbeit überzeugt durch eine dichte Erzählweise und besonders durch ihre atmosphärischen, teils rätselhaften, immer gefühlvollen Bilder.
Interview
Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen?
- Ursprünglich sollte es eine reine Dokumentation über das Nachtleben einer Kneipe werden, in der ich früher viel Zeit verbracht habe. Ich bin in einer sehr ländlichen Gegend aufgewachsen und dieser Laden war immer eine wichtige Anlaufstelle für all jene, die sich abseits des Mainstreams treffen wollten. Dort haben wir gemeinsam gefeiert, zu elektronischer Musik getanzt und viele verrückte Sachen erlebt. Das darzustellen war meine anfängliche Intention, jedoch hat sich die Serie dann in eine etwas andere Richtung entwickelt...
Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Für mich ist es eine sehr persönliche Arbeit, denn es geht um Freundschaft und das gemeinsame Durchleben der Nacht, aber auch um Fragen, die sich plötzlich stellen. Nach und nach sind alle weggezogen, doch die Freundschaft ist geblieben, aber sind wir noch die gleichen, die wir damals waren?
Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Was ich an der Serie besonders mag, sie versucht einen Zustand bei Nacht zu beschreiben, den sicherlich viele schon mal erlebt haben und der immer irgendwie besonders bleiben wird. Es geht darum in Bewegung zu bleiben. Man verliert sich in der Dunkelheit, schlägt plötzlich irgendwo auf und vielleicht fühlt man sich verwirrt... dennoch sieht man die Dinge so klar wie nie. Die Bilder stehen für eine bestimmte Zeit, die aber endlich ist.
Wie ist die Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Ich habe viel auf Film fotografiert und aus einem recht großen Pool an Bildern dann das Material für ein Buch ausgewählt und zusammengestellt. Mir war es wichtig, den ganzen Prozess der Produktion zu durchlaufen, ich habe mit verschiedenen Papieren experimentiert und das Buch schlussendlich selbst gebunden. Die eingesandte Auswahl kürzt die Arbeit auf meine Favoriten, meine sechs Schlüsselbilder.
Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Als ich noch sehr klein war, saß ich an Sonntagnachmittagen oft mit meiner Mutter im Wohnzimmer auf dem Teppich und gemeinsam sortierten wir die neuesten Familienfotos in unser großes Album ein. Meine Aufgabe war es, die kleinen Fotosticker auf die Rückseite der Bilder zu setzen und mit dem Fingernagel die Schutzschicht abzuknibbeln. Zu meinem siebten Geburtstag bekam ich dann endlich die erste eigene Kamera und begann selbst zu fotografieren. Aus dieser Zeit stammen meine frühsten kleinen Fotobücher.
Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Das ist recht unterschiedlich. Mal fotografiere ich viel spontan und bei fast jeder Gelegenheit, dann gibt es Phasen, in denen ich sehr wenig fotografiere und auf einem eher konzeptuellen Weg zu meinen Bildern komme. Das hängt etwas davon ab, welche Themen mich gerade interessieren. Ausgangspunkt bleibt meistens der Mensch im Kontext der Gesellschaft.
Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Im Allgemeinen kann ich das schlecht beantworten, ich stöbere viel in Fotobüchern, schaue Filme oder lese. Interessant im Hinblick auf diese Arbeit waren für mich JH Engström, Roger Ballen, Ken Schles und vor allem Anders Petersen, aber auch David Lynch und Rainald Goetz.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Die Fotografie stellt für mich den andauernden Versuch dar, mir meine eigenen Gedanken sichtbar zu machen. Irgendwo bleibt es für mich immer ein Spiel, jedoch mit dem Ziel zu überlegen, wie ich mich noch gewählter ausdrücken könnte.
Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Bisher habe ich viel für mich gearbeitet und wenig veröffentlicht, deshalb haben die meisten meiner Bilder nur meine Freunde oder Studienkollegen gesehen. Im Februar habe ich bei einer Gruppenausstellung im NRW Forum in Düsseldorf eine Arbeit präsentiert. Es war auf jeden Fall eine sehr interessante Erfahrung, die Bilder einem größeren Publikum zeigen zu können.
Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Schon sehr bald unter www.kristina-lenz.de
Wie wurdest du auf den Deutschen Jugendfotopreis aufmerksam?
- Bei einer Recherche bin ich auf die Bilder der Gewinner der Vorjahre gestoßen und dadurch auf den Wettbewerb aufmerksam geworden.