Johanna Selge - Nackte Leiber und Seelen
Nackte Leiber und Seelen
Johanna Selge - Animale Rationale
Animale Rationale
Johanna Selge - Gewalttätige Flucht
Gewalttätige Flucht

Serie: Serie

Johanna Selge

Gauting, 22 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2012
Imaging und Experimente

3. Preis 200 € 

Jurybegründung    Interview     

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Jurybegründung

Welch gehörige Portion Skurrilität, mit der Johanna Selge den Betrachter ihrer digitalen Fotocollagen konfrontiert! Wenn er sich jedoch auf diese wirre Bilder- und Gedankenwelten einlässt, wenn er sich Zeit nimmt, dann gibt es immer mehr zu entdecken, formieren sich immer mehr Fragen. Das Auge huscht rastlos über die vielen Szenen, verliert sich in den zahlreichen Details, sucht und findet Zusammenhänge zwischen den zunächst isolierten Elementen. Und doch bleibt vieles rätselhaft.
Johanna gelingt mit ihren Collagen eine fabelhafte Arbeit, die den Betrachter beschäftigt und im Gedächtnis haften bleibt.

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Interview

Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen und worum geht es dir dabei?
- In meiner künstlerischen Arbeit geht es mir ganz allgemein um uns. Den Menschen. Das Sein an sich. Besonders intensiv beschäftigte ich mich mit dem „Leib-Seele-Problem“. Es gab einen Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass aus all meinen Gedanken, Informationen und gehäuftem Material endlich etwas „Greifbares“ entstehen muss. Die Collagen begannen fast wie von selbst zu wachsen. In sie konnte ich mein ganzes Knäuel an Verwirrungen packen. Es tat gut, diese mir unerklärlichen Fragen, ja teils Auswüchse unseres menschlichen Daseins festzuhalten und gegen-überzustellen.
Einen kurzen Text dazu verfasste ich bereits auf http://www.kunstquerstatt.de (siehe auch 18. Ausgabe April 2012 – BDK www.bdkbayern.de/fileadmin/bdk_files/BDK_INFO_18.pdf).

Wie sind die Bilder entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Der Hauptteil meiner Arbeit spielte sich in Photoshop ab.

Wo hast du all diese Bildelemente gesammelt? Hast du nach einzelnen Motiven gezielt gesucht?
- Zu meiner inneren Mindmap „Was ist der Mensch“ speicherte ich ein Meer an Bildern. Meine intensivste Zeit der Sammlung zog sich über fast eineinhalb Jahre. Besonders das Internet nährte meinen Fundus und meinen Informationsdurst. Wenn ich auf neue spannende Sachverhalte stieß, suchte ich auch spezifisch in diese Richtung nach visuellem Material. Doch am Anfang hat mich die Menge an Einzelbildern erst zu den Collagen und ihren Inhalten geführt.

Warum hast du dich dafür entschieden, genau diese Serie einzusenden? Was fasziniert dich an ihr?
- In die Collagen habe ich viel Intensität und ehrliche Auseinandersetzung gesteckt. Mir liegt es sehr am Herzen, sie auch anderen zeigen zu können. Um im besten Fall weitere Betrachter zum Durchdenken und gemeinsamen fesselnden Gesprächen anzuregen.

Seit wann fotografierst du? Und wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Vor meinem Studium habe ich einige Praktika gemacht, unter anderem bei einer sehr netten Fotografin. Danach stand für mich fest, wie gerne ich die Fotografie nicht nur mit einer kleinen automatischen Kamera fortführen möchte. Es folgte der Kauf einer gebrauchten Spiegelreflexkamera. Während meines Kunststudiums an der Akademie in München habe ich nun fast alles, was an Kursen zum Thema Fotografie und Neue Medien angeboten wurde, besucht.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
Mein erstes Vorbild war in jedem Fall Jeff Wall. Später dann wohl Rineke Dijkstra...

Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus? Hast du eine Online-Galerie bzw. bist du in einer Foto-Community?
- Meine Arbeiten allgemein zeige ich meinem Professor und in meiner Klasse. Neuerdings auch auf meiner Website: www.kleinerkauz.de.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Sie schärft die Sinne. Wenn man unterwegs ist und durch dieses „künstliche Auge“ jeden besonderen Moment festhalten kann, Ausschnitte aus dem Kontext greifen, spannende Kompositionen einfangen, Farben, Lichter… Es kann auch spannend sein, in einer Gruppe zum Beispiel über einen Flohmarkt zu laufen und danach die Bilder zu vergleichen – zu sehen, wie jeder andere Momente herausnimmt. Collagen können eine Vielzahl von Dingen vereinen, die sonst so gebündelt oder auch in ihren Widersprüchen und Anordnungen in der Realität nie zu finden sind.

 

 

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