Malte Zenses -
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Serie: "Und du fährst einfach daran vorbei"

Malte Zenses

Offenbach am Main, 24 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2012
Imaging und Experimente

2. Preis 300 € 

Jurybegründung    Interview     

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Jurybegründung

Man nehme ein analoges Ausgangsbild, suche mittels Digitalkamera einen neuen Bildausschnitt, fotografiere mit einer Lampe auf dem Kopf seinen Monitor ab und erstelle einen SW-Kontaktabzug des neu entstandenen Negativs. – Das ist schon eine sehr eigenwillige und kreative Kombination analoger und digitaler Arbeitsweisen, die uns Malte Zenses in seiner Imaging-Serie vorstellt. Eine aber, die sich lohnt: Indem er in dem vielschichtigen Entstehungsprozess die Koordinaten des Mediums Fotografie durcheinanderwirft, entstehen äußerst mysteriöse und geheimnisvolle Bilder: Bilder aus Überblendungen, Transparenzen und Doppeldeutigkeiten.
An den fotografierten leeren Billboards kann man vorbeifahren – an den Bildern von Malte Zenses sicherlich nicht.
Ein faszinierendes Spiel mit Techniken und Materialien, dessen experimenteller Aufwand zu spannenden Ergebnissen führt.

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Interview

Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen und worum geht es dir dabei?
- Ich bekam die Idee, als ich 2011 in Portugal an einem anderen Fotografieprojekt arbeitete. Ich stand plötzlich vor diesen leeren, großen, monumentalen und skelettartigen Werbeflächen. Sie vermittelten mir sofort ihren so eigenen und starken Standpunkt dort so allein in der Natur, verlassen und leer. Ich nutzte den Moment, um mein Konzept für diese Arbeit zu entwickeln.

Wie sind die Bilder entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Die Bilder entstanden mit einer Einmalkamera aus dem fahrenden Auto. Mit mehreren Kameras bearbeitete ich dieses Thema für 3 Wochen. In meinem Atelier gab ich den Bildern dann einen neuen Ausschnitt, indem ich den Abzug mit einer Digitalkamera erneut fotografierte. Die digitalen Bilder entfärbte ich und setzte mit einer Taschenlampe eine Art "Highlight" in die leeren Landschaften. Ich fotografierte sie also noch einmal von meinem Computermonitor ab, während ich mit der Taschenlampe das "Highlight" bei jedem Bild platzierte. Dann bearbeitete ich die digitalen Bilder weiter zu einer "Siebdruckvorlage"; ich rasterte sie ganz fein und machte ein Negativ aus ihnen. Nun waren die schon einmal analogen Bilder jetzt ihre eigenen digitalen Negative. Ich belichtete die Negative in einem Offsetbelichter auf eine Folie. Die sechs nun fertigen Negative entwickelte ich dann in dem Schwarzweiß-Fotolabor und machte auf dem Barytpapier einen Kontaktabzug.

Warum hast du dich dafür entschieden, genau diese Serie einzusenden? Was fasziniert dich an ihr?
- Die Serie habe ich eingeschickt, weil sie für mich pure Authentizität zeigt. Sie hat so viele Ebenen und dadurch so eine Tiefe, die für den Betrachter fast unmöglich ist zu entdecken. Ich finde die Serie echt, wahr und sehr nah am realen Leben. Die eigentliche zweidimensionale Fotografie wird durch das sich ausbreitende Barytpapier plötzlich zu einer bildhauerischen Arbeit und fängt somit an, sich in den Raum hinein zu bewegen. Die Arbeiten hängen alle in einem 30x40cm großen Distanzrahmen, um dieses Spiel möglich zu machen.

Seit wann fotografierst du? Und wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Ich bin kein Fotograf und möchte auch niemals einer sein. Ich nutze ab und zu das Medium der Fotografie, um es zu verbinden mit dem Raum. Zweidimensionale Fotografien ohne Tiefe und ohne Zeit langweilen mich. Ich bin zur Fotografie gekommen, weil ich sie nutze und brauche, das Intuitive in Schnappschüssen festzuhalten. Wie ein Skizzenbuch.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Ja, Hiroshi Sugimoto, Thomas Struth, Andreas Gursky, Wolfgang Tillmans, Jeff Wall, Miroslav Tichy, die Becher und tausend mehr…

Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus? Hast du eine Online-Galerie bzw. bist du in einer Foto-Community?
- Ich zeige meine Arbeiten in Offenbach in der Hochschule für Gestaltung, zusammen mit meinen Professoren arbeite ich daran und wir sprechen über die Arbeiten. Oft und gerne entstehen dadurch gute Ausstellungsmöglichkeiten im Rahmen der Klasse. Z.B. mit der Bildhauerklasse mit Prof. Wolfgang Luy in Mannheim oder mit der Klasse der Fotografie mit Prof. Martin Liebscher in Frankfurt im Rahmen der Ray-Fotografietage.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Für mich ist Fotografie schnell, leicht und perfekt für unsere verrückte Welt. Fotografie verzeiht mir Fehler, sie ist manipulierbar und ekelhaft, Fotografie gibt es nicht. Fotografie ist der Ausfluss.

 

 

Preisträgerfotos + 2012 + Experimente