Davyd Mirzoyan -
Davyd Mirzoyan -
Davyd Mirzoyan -
Davyd Mirzoyan -
Davyd Mirzoyan -
Davyd Mirzoyan -

Serie: poke at everything

Davyd Mirzoyan

Dortmund, 21 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2024
Experimente

Auszeichnung 300 € 

Homepage    Instagram    Interview     

   2 7

 
X

Interview

Wie ist die Idee zur Serie entstanden und worum geht es?
- Die Arbeit ist im Rahmen meines dritten Semesters des Fotografie Studiums entstanden. Ich habe schon von Anfang an gerne Projekte und Themen ausgesucht, die etwas persönlicher sind. Wie auch hier, dreht es sich alles rund um Familie, Herkunft/Identität, erwachsen werden, alltägliche Probleme, Freunde, Liebe und Weltweite Probleme wie Krieg und die Art wie wir alle als Individuen damit umgehen.

Wie war der Arbeitsprozess?
- Wie immer, überlege ich erstmal welche Motive zu dem Thema/Projekt passen könnten, durchsuche mein Archiv nach passenden Fotos und überlege dann auch weiter in welcher Form ich das Projekt verwirklichen möchte. Ich mag Fotobücher sehr gerne und konnte dann auch in dem Semester mein eigenes erstellen.

Wonach hast Du die Technik für Deine Serie ausgewählt?
- Die eingereichten Fotos sind wie schon erwähnt, Teil eines Fotobuchs, und ich habe die eingereicht auf denen ich gestickt habe. Wie auch schon angesprochen handelt das Ganze auch von Familie, Herkunft und Identität. Durch meinen Geburtsort, die Krim, und die Hintergründe meiner Eltern, Mutter aus Belarus und Vater aus Armenien, beschäftige ich mich auch gerne mit Geschichten bzw. Kulturen dieser Länder. Die Technik habe ich aufgrund meiner persönlichen Verbindung zu der Ukraine und Belarus gewählt. Stickereien oder "Vyshyvanka" waren damals und sind es bis heute noch, wichtiger Bestandteil der Kulturen dort und es werden mit jeder Stickerei verschiedene Geschichten erzählt, weil alles eine Bedeutung hat wie beispielsweise das Symbol bei dem Augen-Motiv, ist ein?vereinfachtes Symbol?für die Sonne. Ich fand das Thema so interessant, dass ich diese Technik mit in meine Art meine Geschichten zu erzählen einbringen wollte.

Welche Bedeutung hat das Sticken für Dich persönlich? Wieso hast Du Dich für rotes Garn entschieden?
- Für mich ist das Sticken ein Weg, um eine Verbindung zu meiner Herkunft zu schaffen und mehr über die Kultur zu lernen. Ich habe mich für rotes Garn entschieden, weil es eine Mischung aus kultureller Symbolik, historischer Tradition ist. Man glaubt z.B., dass Rot eine schützende und starke Farbe ist, und man findet sie oft in der slawischen Folklore.

Sei ehrlich: Musstest Du ein Bild mehrfach sticken oder hat alles immer im ersten Anlauf geklappt?
- Ich habe auf jeden Fall mehrere Anläufe gebraucht. Ich habe mehrere Papierarten mit verschiedenen Grammaturen probiert und auch die Technik an sich war erst nicht einfach. Aber nach einigen Versuchen habe ich richtig loslegen können.

Was hat Dir am meisten Spaß gemacht? Gab es auch Herausforderungen?
- Ich habe sehr gerne erst recherchiert und mir mehrere Symboliken angeschaut. Das Sticken an sich war auch sehr meditativ und hat auch, nachdem ich es raushatte, sehr Spaß gemacht. Herausforderungen waren größtenteils die Probleme auf Papier zu sticken und keine Fehler zu machen bei so einer konzentrationsfordenden Arbeit.

Was liegt Dir bei dieser Arbeit besonders am Herzen?
- Der persönliche Bezug ist mir sehr wichtig und dass ich stückweit mit so einer Arbeit mich selbst, aber auch alles, was um mich herum existiert und passiert besser verstehen lerne.

Seit wann fotografierst Du und wie bist Du zur Fotografie gekommen?
- Vor ungefähr sechs Jahren habe ich hobbymäßig angefangen. Anfangs bin ich einfach rumspaziert und habe Freunde oder die Natur fotografiert. Während meiner Ausbildung im Bereich Grafik Design, habe ich gemerkt, dass ich Fotografie gerne ernster nehmen würde und hab mich entschieden es auch zu studieren.

Was fotografierst Du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Ich mag es kleine Details im alltäglichen Leben festzuhalten. Immer wenn mir etwas besonders vorkommt, halte ich es fest. Besondere Lichtsituationen oder schöne Momente mit Freunden. Alles ist dabei, eine bunte Mischung. Ich mag es einfach mein Leben und das um mich herum zu dokumentieren. Aber nichts muss gestellt sein, sondern die zufälligen Momente sind das, was ich schön finde.

Arbeitest Du gerne und häufig in Schwarz-Weiß? Wieso?
- Ich arbeite immer mal wieder in Schwarz/Weiß, aber nicht hauptsächlich. Ich nehme oft zwei Kameras mit, eine mit einem Farb- und eine mit einem S/W Film. Ich mag es mir selbst Grenzen zu setzen, was die Gestaltung der Fotos angeht und kann mich durch die nicht vorhanden Farben manchmal mehr auf die Formen, Kompositionen oder Gesichter der Personen, die ich fotografiere, konzentrieren. In Farbe fotografieren mag ich aber auch sehr gerne und manchmal sogar mehr.

Experimentierst Du noch auf andere Art und Weise mit Fotos? Wenn ja, wie?
- Ich bin sehr experimentierfreudig was meine Fotografie und Kunst generell angeht. Sei es, ob ich mich mit dem Sticken ausprobiere, auf Film fotografiere, mich mit Video auseinandersetze oder einfach ganz viel ausprobiere, was Bildbearbeitung angeht. Ich mag es sehr, wenn Dinge nicht perfekt sind, oder wie aus einem Traum wirken.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für Dich?
- Für mich ist Fotografie ein Weg, um meine eigene Sichtweise auf die Welt zu kommunizieren und gleichzeitig die verschiedenen Perspektiven anderer Menschen zu entdecken. Geschichten zu erzählen und mich kreativ auszuleben. Es hilft mir etwas mit meinen ganzen Gedanken und Ideen anzufangen und bestimmten Themen eine Bedeutung zu geben.

Wo und wem zeigst Du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Ich bin sehr dankbar für den Austausch mit meinen Kommilitonen?über die Fotografie und zeige oft im Hochschulkontext meine Arbeiten aber auch Privat kriegen Freunde und Familie öfter mal was mit. Bis jetzt gab es nicht viele Möglichkeiten etwas auszustellen und umso mehr bin ich dankbar für die Möglichkeit beim Jugendfotopreis :)

Woran arbeitest Du gerade?
- Ich war im Mai mit anderen Studierenden?aus der Fachhochschule in Tbilisi, Georgien. Dort konnten wir frei wählen was wir uns als Thema für ein Reportage Projekt überlegen. Ich habe mich mit ukrainischen Personen, die nach dem Angriffskrieg von Russland im Februar 2022, nach Tbilisi geflohen sind getroffen und für mehrere Tage ihr Leben begleitet. Momentan bin ich noch beim Editieren der Bilder. Außerdem möchte ich mehr mit Bildern, Fotos an sich experimentieren. Wie schon erwähnt mag ich es, wenn etwas nicht makellos ist und genau so auch bei Fotos oder Kunst, ich finde es interessant, wenn Bilder z.B. etwas schlechter in der Qualität sind bzw. einen bestimmten Charme haben. Und natürlich interessiert mich weiterhin meine Herkunft und jegliche politische Thematiken die mich auch betreffen.

 

 

Preisträgerfotos + 2024 + Experimente