Fotogruppe »LaLoKa«
Burg, Ø 13 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2004
Fotogruppenpreis
Sonderpreise für Fotogruppen des Photoindustrie-Verband e.V. 500 €
Preisstifter:
Photoindustrie-Verband e.V.
Jurybegründung
Eigentlich nahe liegend: ein Familienalbum zum Thema Familienbilder. Ein Foto-Objekt, dem man ansieht, dass eine ganze Gruppe eigenständig daran gearbeitet hat.
Wer das Album der Fotogruppe LaLoKa aufschlägt, sieht nicht die traute Familienseeligkeit von Weihnachtsfesten und Familienurlauben. Das Buch ist vielmehr in »sechs Visionen« unterteilt: »Einzelkind – Einzelkämpfer«, »Mein Papa«, »Emotionale Achtsamkeit«, »Ich hab mich selbst so lieb«, »Alleinerziehend« und »Emotionale Achtsamkeit, Teil 2«. Zu diesen Visionen haben die sechs Autorinnen mit viel Spaß und ohne »Zeigefinger« kleine kontroverse Bildgeschichten entwickelt und sie mit phantasievollen Texten collageartig kombiniert. Der Fotogruppe LaLoKa gelingt es, intensive Inhalte wiederzugeben und den Betrachter zum Nachdenken anzuregen.
Eine unkonventionelle Umsetzung des Sonderthemas »Familien-Bilder«.
Interview
Wofür steht Euer Name »LaLoKa«?
L: LoKa steht für Lochkamera, da wir uns anfangs hauptsächlich mit dieser Technik beschäftigen wollten. Sie war sozusagen der »Gründungsgrund«.
Der Begriff »loca« bedeutet außerdem im Spanischen soviel wie »verrückt« oder »ausgefallen« und durch den Artikel »la« wirkt der Name, als handele es sich nur um eine einzige Person, und nicht um eine ganze Gruppe.
Wir verstehen uns also als ein vielfältiges Ganzes, das die Fähigkeit zur Weiterentwicklung besitzt und vor allem ein Ziel hat: eigene Ideen zu erkennen und umzusetzen.
Ihr scheint ein Faible für kreative Foto-Objekte zu haben: zu Euren Einsendungen gehören einmal das Fotokleid und das Familienalbum. Woher nehmt ihr die Ideen, vor allen Dingen die zum Album?
L: Das Album war für uns die logische Folge einer relativ kurzen Assoziationskette: Eine Familie als kleinste Zelle unserer Gesellschaft scheint in den meisten Fällen das Bedürfnis zu verfolgen, die eigene Existenz zu dokumentieren und somit seine eigene Geschichte oder Chronik zu schreiben. Wir fanden, dass ein klassisches Fotoalbum meist das Produkt einer Familie ist und dass somit der Rückschluss von einem Album auf eine Familie durchaus nahe liegt. Außerdem hat uns die besondere Stimmung gereizt, die beim Aufschlagen eines solchen Albums in der Luft liegt: Was mögen die Seiten offenbaren? Wie liebevoll sind sie gestaltet? Wer mag sie für wen angelegt haben?
Das Fotokleid ist auf ganz ähnliche Art entstanden: Was verdeutlicht uns denn am nächsten Morgen noch, dass die Erlebnisse der letzten Nacht kein Traum waren? Natürlich die oft verrauchten, manchmal verschwitzten Sachen, die wir beim Aufwachen neben unserem Bett entdecken. Nacht – Dunkel – Geheimnisvolles – Verbotenes – Verführbarkeit ... Durch das Säumen des Kleides mit den Foto-Szenen zum Thema »Verführung« haben wir lediglich versucht, die eher kritischen Bilder menschlicher Schwächen zu unterstreichen und ins richtige Licht zu rücken: nämlich in das eines Alltagsgegenstandes und nicht in das einer pädagogisierend plakativen Bilderserie an einer kahlen Wand. Hinterher ist uns noch ein interessanter Nebeneffekt durch das Fotokleid aufgefallen – je mehr ein Objekt mit Erinnerungen durchtränkt ist, desto mehr steigt sein eigentlicher Wert. Und plötzlich war der Blick in den Kleiderschrank fast wie das Blättern in einem Tagebuch! ;-)
Wie kamt ihr als Gruppe zusammen?
L: Wir sind seit einem Jahr als Arbeitsgemeinschaft am Gymnasium Burg organisiert. Die Initiative dazu ging von unserer Gruppenleiterin Anita aus, sie ist dann einfach durch die Klassen gegangen und so haben wir zueinander gefunden.
Die wenigsten haben zum Thema »Familienbilder« kritische Bilder geschickt. Für viele war es wichtig ein harmonisches Familienleben zu zeigen. Was hat Euch dazu bewegt das Ganze kritisch aufzuziehen?
L: Harmonisches Familienleben... Nun, Glück – und als solches sollte harmonisches Familienleben unbedingt angesehen werden – ist weder etwas Alltägliches noch etwas Selbstverständliches. Das gibt ihm natürlich einen gewissen Bildreiz.
Dennoch schienen uns eben jene nicht-glücklichen oder gar unglücklichen Situationen wesentlich dringender zu sein. Und unter diesem Aspekt wollten wir einfach keine »schönen« Bilder machen.
Wie kam es zu den inhaltlichen Visionen wie »Ich hab mich selbst so lieb« und »Emotionale Achtsamkeit«? Sie wirken schon sehr ironisch …
L: Wir haben die Kurzgeschichten und Szenen aus dem Alltag unserer fiktiven Familie gewissermaßen mit Kapitelüberschriften versehen, um dem Betrachter einen Zugang zu den Bildern aufzuzeigen. Offenbar haben wir dabei einen Hang zu einem gewissen Zynismus, doch wir sehen in der Verschärfung und der Übertreibung sehr wirksame Mittel zur Verdeutlichung der Realität (oder besser: zur Verdeutlichung dessen, was wir als Realität wahrgenommen haben und zeigen wollen). Und darum ging es uns letztendlich.
Wie lange habt ihr für das Album und die intensiven Collagen gebraucht?
L: Das gesamte erste Schulhalbjahr 2003 / 04 …! Am meisten Spaß hat bei diesem Projekt das eigentliche Shooting gemacht: Dank dem Vertrauen der Schulleitung und dem persönlichen Engagement des Hausmeisters stand uns das Schulgebäude einen Samstag lang zur Verfügung, so dass wir ungestört sämtliche Szenen bis ins kleinste Detail ausgestalten konnten. Unvergesslich!
Habt ihr schon ein anderes Projekt geplant?
L: Natürlich! Aber über ungelegte Eier spricht man ja nicht.… ;-)
Gleich im Anschluss an das DJF-Projekt haben wir übrigens unsere ersten gemeinsamen Aufnahmen in der erwachenden Frühjahrsnatur gemacht und die Bilder von tanzenden, sorglos verspielten Geschöpfen beim Frühlingskonzert unserer Schule ausgestellt: Die Besucher bewegten sich im Eingangs- und Pausenbereich der Aula gleichsam wie auf einer Frühlingswiese zwischen langen roten Leinen, an denen die frischen Fotos hingen. Das Ergebnis waren überraschte, aber durchaus positive Reaktionen…
Vielen Dank!
L: Gern geschehen. Auch von uns: Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!