Serie: Zeitzeichen
Axel Braun
Essen, 22 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2006
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
3. Preis 200 €
Jurybegründung
Axel Braun fotografiert Gegenstände. Falsch: Er fotografiert die Abwesenheit der Gegenstände. Er macht Bilder von Dingen, die nicht mehr da sind, von Spuren, die die Dinge im Raum verhindert haben. Konkret: Eine Küche wurde leer geräumt. Zurück bleibt ein Fettfilm auf der Wand, zumindest da, wo nichts befestigt war.
Axel Braun reduziert seine Bilder auf ein gerade noch mögliches Maß. Erinnerungen werden wach an das erste Foto von Joseph Nicéphore Niépce. Natur bilde sich selbst ab, hieß es damals. Brauns technischer Prozess ist fast eine Doppelung des fotografischen Verfahrens, eine Art »Schreiben mit Fett« (nicht mit Licht).
Entstanden sind wunderschöne, künstlerische Kompositionen; leise, stille Bilder, stringent umgesetzt mit minimalen Mitteln. Fotos »aus sich heraus«, wie die Jury formulierte.
Interview
- Seit wann fotografierst Du?
-- Seit etwa acht Jahren.
- Wie bist Du dazu gekommen?
-- Zuerst interessierte ich mich hauptsächlich für Graffiti und Grafikdesign. Da ich oft eine Kamera bei mir trug, um alle Arten von Wandmalereien zu dokumentieren, begann ich mich auch mehr und mehr für Fotografie zu begeistern. Nach einem Praktikum bei einem Werbefotografen und dem Besuch von Fotoausstellungen von Henri Cartier-Bresson und Sebasti?o Salgado war ich fasziniert - ich wollte experimentieren und die Fotografie für mich entdecken.
- Was hat Dich zu den Fotos, die jetzt beim Deutschen Jugendfotopreis prämiert wurden, gebracht? Wie bist Du auf das Thema gekommen?
-- In einem zum Abriss freigegebenen Wohnhaus fand ich eine Wohnung mit stark verfärbten Tapeten. Die Wände dieser Räume waren für mich Zeitzeugen, ihre Aufzeichnungen wollte ich festhalten. Obwohl ich damals ausschließlich schwarz-weiss fotografierte, entschied ich mich diese Bilder in Farbe aufzunehmen. Erst als ich ein Jahr später lernte eigene Farbvergrößerungen anzufertigen, entdeckte ich die eigentliche Qualität der Aufnahmen. Meine beiden prämierten Arbeiten („Zeitzeichen“, „Heiligegartenstraße“) haben etwas gemeinsam: Sie sind in ihrer Darstellungsweise sehr reduziert und in allen Bildern spielen alltägliche Spuren eine große Rolle. Ich fand es schon immer interessant (Un-)Orte aufzusuchen, die andere Menschen meiden.
- Wie hast Du die Fotos gemacht?
-- Die Arbeit hat dokumentarischen Charakter. Sie besteht aus drei Mittelformataufnahmen die bei sehr wenig natürlichem Licht entstanden sind.
- Versiehst Du Deine Fotos mit Titel/Text?
-- Schwieriges Thema... oft bin ich im Nachhinein unzufrieden wenn ich meine Bilder mit einem Titel versehe. Aber jedes Bild o.T. zu nennen ist meiner Meinung nach auch keine Lösung. Ich sollte mir ein System ausdenken...
- Welche Technik hast Du benutzt?
-- Sinar F2, Photoshop CS2, Océ Lightjet
- Wo bzw. wem zeigst Du Deine Bilder? Wie präsentierst Du Deine Fotos?
-- Da ich seit Oktober 2003 Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie an der Universität Duisburg-Essen studiere, besuche ich Seminare und Korrekturgespräche meiner Professoren Gisela Bullacher und Jörg Sasse. Sehr wichtig ist mir außerdem der Austausch mit anderen Studenten. Die Gespräche im Fotolabor sind für mich ein sehr wichtiger Bestandteil meines Studiums. Im letzten Jahr habe ich an einigen Gruppenausstellungen teilgenommen, eine Auswahl meiner Bilder zeige ich auf meiner Internetseite.
- Hast Du eine eigene Homepage?
-- www.axelbraun.org
- Hast Du Vorbilder in der Fotografie?
-- Seit ich mich mit Fotografie beschäftige gab es viele Künstler und Fotografen, die mich beeindruckt haben. Cragie Horsefield, William Eggleston, Diane Arbus, einige Becher-Schüler, Jean-Marc Bustamante und Jeff Wall, um nur wenige zu nennen.
- Welche persönliche Bedeutung hat Fotografie für Dich?
-- Fotografie ist für mich mehr als Studium und Berufsziel. Es ist mir sehr wichtig, meine Beobachtungen festzuhalten und die Möglichkeiten des Mediums zu erproben.
- Was sagen Deine Freundinnen/Freunde, Lehrer, Verwandten, Eltern dazu, dass Du fotografierst?
-- Durch das Studium habe ich viele Freunde und Bekannte, die sich auch mit Fotografie, Design oder Kunst beschäftigen, so dass wir in dieser Hinsicht eine gemeinsame Basis haben. Manchmal stellen wir uns aber auch die gleichen Fragen wie Eltern und nicht fotografierende Freunde, zum Beispiel: Wie soll man damit jemals Geld verdienen.. Alles in allem ist das Feedback aber recht positiv und ich bin sehr dankbar, dass mich meine Eltern trotz anfänglicher Zweifel immer noch unterstützen.