Serie: bright on!
Jennifer Schäfer
Hamburg, 24 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2010
Jahresthema: Wunderland
2. Preis 300 €
Jurybegründung
Brighton im 19. Jahrhundert: Die Menschen strömen ins mondäne Seebad. Stadtflucht. Erholung. Vergnügungssucht. Leben. – Brighton im 21. Jahrhundert: Leere und Zerfall.
Jennifer Schäfer spielt in ihrer Serie mit den Zeitläufen: Sie zeigt das Seebad von heute in der fotografischen Ästhetik von damals. Einzig ein Karussell scheint noch intakt und verweist auf den Glanz vergangener Zeiten. Die Bilder – unscharf, unbunt, flau und verblichen – besitzen eine nostalgische Anmutung und sind von lyrische Stimmung getragen. Die Arbeit ist ein künstlerischer Kontrapunkt zur heutigen High-Tech-Fotowelt. Grandios!
Interview
-Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen und um was geht es dir dabei?
--Nach all dem Trubel in London war es fast eine unheimliche, schwer zu greifende Stille am Meer. Der Himmel war weiß, die Wasseroberfläche leuchtete milchig. Der Kieselstrand war nahezu leer bis auf Laura und mich und vereinzelte andere Menschen. Nicht allzu weit weg vom Ufer, aber zu weit, um dorthin zu gelangen, stand das Gerüst eines abgebrannten Piers. Mächtig, zwei Segmente, kleinere Bruchstücke, schwarz, voller Algen, krakeelende Möwen. Ein unsichtbarer Horizont. Es war wie eine Einbildung, ohne vorne und ohne hinten, zeitlos; allerhand Objekte als Symbole für etwas Fremdartiges, wonach man sich sehnen oder beruhigt existieren kann.
-Welche Technik hast du benutzt?
--Holga
-Warum hast du dich dafür entschieden, genau diese Serie einzusenden? Was fasziniert dich an ihr?
--„...versuchen Sie lieber ein Gefühl festzuhalten, als ein Stück Topographie. Warten Sie, bis das Gebäude eine intensive Empfindung in Ihnen hervorruft... Versuchen Sie es immer und immer wieder, bis Sie das Gefühl haben, dass das Bild nicht nur Ihnen selbst, sondern auch anderen, die nicht diese intime Kenntnis des Originals haben, etwas von dem Gefühl vermittelt, das es ursprünglich in Ihnen hervorgerufen hat.“ (Evans)
-Seit wann fotografierst du? Und wie bist du zur Fotografie gekommen?
--Ich fotografiere seit ich Kind bin lustige Sachen fürs Familienfotoalbum, erst seit etwa fünf Jahren konzentriere ich mich immer stärker auf die Fotografie.
Input im privaten Bereich, spannende Kameras, beeindruckende Arbeiten haben mich begeistert.
-Wo und wem zeigst du deine Bilder?
--Ich zeige meine Bilder am liebsten meinen Freunden, aber inzwischen zeige ich sie in der Hochschule, in kleinen Off-Galerien und auf www.tagohneschatten.de
-Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
--Ich bin verliebt. Sie macht mich glücklich, traurig, was es grad braucht.
Die Fotografie ist eine Chance, sich konkreter im Moment zu bewegen; der Augenblick, in dem ich auslöse, ist ein Moment von An- und Entspannung. Es ist, als würde man sich kurz ermöglichen, sich aus der Welt herauszunehmen.