Serie: Eine Woche mit Maurell
Edlin Jap
Berlin, 22 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2024
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
Auszeichnung 300 €
Interview
Wie ist die Idee zu Deiner Serie entstanden?
- Sie entstand aus dem Druck und der Angst heraus, dass ich in einem fremden Land weit weg leben werde. Und dem Bedürfnis, bestimmte Orte und Gefühle durch die Figur Maurell zu bewahren und wie sie ihre Woche durchlebt.
Wie war der Arbeitsprozess?
- Der Prozess, diese Serie zu drehen, war eigentlich ziemlich entspannt. Ich habe sieben Orte in meiner Stadt identifiziert, die mir wichtig sind und die ich vermissen werde, wenn ich nach Deutschland ziehe.
Warum hast Du genau diese Bilder ausgesucht? Was fasziniert Dich an ihnen?
- Ich finde die verschiedenen Emotionen in den Fotos sehr interessant, da sie die unterschiedlichen Tage und Aktivitäten der Protagonistin Maurell in der Stadt Medan widerspiegeln.
Wie war die Atmosphäre an den Orten, an denen Du fotografiert hast? Wie wird man als Fotograf*in auf- und wahrgenommen?
- Es war sehr entspannend. Viele der Orte habe ich schon vorher besucht und fotografiert, daher war es sehr beruhigend und ich habe es wirklich genossen.
Was hat Dir am meisten Spaß gemacht beim Shooting? Wo gab es Herausforderungen?
- Überraschenderweise gab es nicht viele Herausforderungen. Es war alles zwei Tage vorher genau geplant. Eine Freundin namens Tesa hat mir bei der Gestaltung geholfen, und das Ganze hat sehr viel Spaß gemacht, war aber auch traurig, da ich Medan in ein paar Wochen verlassen würde.
Deine gesamte Serie hat einen sehr bestimmten Look. Wie ist der entstanden?
- Dieser leuchtende, fast verblasste Stil der Fotografie entstand, als ich das Gefühl hatte, dass die Fotos, die ich machte, zu klar und scharf waren. Ich wollte eine gewisse Unschärfe oder ein Glow hinzufügen, um dem Publikum zu zeigen, dass die Fotos nicht das echte Leben sind, sondern eine Darstellung dessen, was das echte Leben sein könnte. Ich habe Lippenbalsam auf meine Filter aufgetragen und mit Plastiktüten und direktem Blitz gespielt, um diesen leuchtenden, traumhaften Zustand zu erzeugen.
Welche Bedeutung hat die Farbe Rot in Deiner Serie?
- Ursprünglich war geplant, den Koffer in jedem Bild des "Tages" bzw. der Fotos zu haben. Aufgrund des engen Zeitplans wurde dies nicht erreicht. Rot hat für mich eine große Bedeutung, es war die Farbe, die ich als Kind vermieden habe – ich trug nie Rot, hatte keine roten Armbänder, Taschen oder Socken. Aber die Farbe ist in meiner Familie, meinem Erbe und meiner Kultur sehr präsent. Selbst wenn ich versuche, sie zu vermeiden, ist Rot überall. Ich bin von chinesischer Herkunft, genauer gesagt, eine dritte Generation von Chinesen in Indonesien. Rot bringt Glück, und jedes chinesische Neujahr muss ich Rot tragen.
Was liegt Dir bei dieser Arbeit besonders am Herzen?
- Ich habe diese Fotoserie gemacht, bevor ich nach Deutschland ging. Ich denke, es war mein Versuch, eine Form von Nostalgie zu schaffen, auf die ich in Deutschland zurückblicken kann. Sie erinnert mich daran, wo ich herkomme, an die Nudeln, die ich gegessen habe, an die Freunde, mit denen ich abhing, an mein Haus und das Büro meines Großvaters. Deshalb ist diese Serie für mich besonders.
Seit wann fotografierst Du und wie bist Du zur Fotografie gekommen?
- Es hängt davon ab, was man unter Fotografie versteht. Aber wenn es bedeutet, mit der Kamera bewusst Fotos zu machen, dann mache ich das, seit ich 10 Jahre alt war. Damals mit einer digitalen Kompaktkamera. Mein Großvater hatte eine Leidenschaft für Fotografie, und ich habe das immer bewundert.
Was sind häufige Motive?
- Als Kind ging es viel um Dokumentation. Familienreisen, Schulausflüge und Freunde festzuhalten. Als Teenager, so mit 16 Jahren, mit der Verbreitung von Social Media, ging es darum, cool auszusehen, das gebe ich zu. Und dann drehte es sich um die Konstruktion des Alltags und das Geschichtenerzählen. Das ist auch heute noch meine Absicht.
Wenn Du dich für den Rest Deines Lebens entscheiden müsstest: Analog oder digital?
- Ehrlich gesagt, digital. Einfach weil ich damit angefangen habe und immer noch Zugang zum Fotolabor meiner Universität brauche, dass eine lange Warteliste hat.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für Dich?
- Fotografie war für mich wie ein Sport. In der Schule war ich nicht besonders gut und auch nicht der beliebte Schüler. Ich glaube, es wurde mein "Ding", ich war das Fotografie-Mädchen. Es hat mich beschützt, mir Möglichkeiten eröffnet und mir zumindest in meinen frühen Jahren Respekt verschafft.
Informierst Du Dich über aktuelle Fotografie (künstlerische Trends, Technik etc.)? Wenn ja, wo?
- Früher habe ich das getan, aber ich denke, die Trends kommen mittlerweile schneller, als ich ihnen folgen kann. Heutzutage übe ich einfach mit dem, was ich habe und was mich interessiert.
Wo und wem zeigst Du Deine Bilder? Stellst Du Deine Fotos aus?
- Ich habe Ausstellungen und nehme an Gruppenausstellungen teil. Wenn meine Fotos gedruckt sind, haben sie eine ganz andere Wirkung auf mich und wie ich sie wahrnehme. Deshalb versuche ich, das so oft wie möglich zu tun. Aber meistens zeige ich sie online für Bildschirme von Handy.
Woran arbeitest Du gerade?
- Ich schreibe gerade meinen nächsten Kurzfilm und bin im Stress und in der Angst, nach Finanzierungsmöglichkeiten / Förderungen zu suchen.