Julia Uebermuth -
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Julia Uebermuth

Langenfeld, 21 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2002
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)

3. Preis (Altersgruppe 18-21 Jahre) 

Jurybegründung    Interview     

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Jurybegründung

Eine Nacht auf der LAN-Party. Die Menschen im Mittelpunkt. In ihrer sehr dichten Fotoserie zeigt uns Julia Uebermuth den Spaß, das Spiel und die Erschöpfungszustände bei einem solchen Event. Die Situationen sind gut erfasst; die Reportage vermittelt auf eindrucksvolle Weise die Faszination dieser aktuell angesagten Freitzeitaktivität von Jugendlichen.

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Interview

Interview mit Julia Uebermuth

Was passiert denn genau auf einer LAN-Party?
Die Party, die ich fotografiert habe, hat in der Messe Niederrhein, so einer ollen Industriehalle, stattgefunden. Es waren 3000 Leute, die dort gespielt haben. Die kommen an, vernetzen sich untereinander über eine Art »zentrales Gehirn«, in dem alles zusammenläuft – LAN steht ja für Local Area Network – und spielen dann drei Tage, von Freitag bis Sonntag, durch. Die Halle war mit großen schwarzen Tüchern in Schlafräume abgetrennt, da lagen die Leute auf ihren Matratzen, aber die meisten haben sowieso vor ihren Computern und sogar auf den Tastaturen geschlafen. Das war echt ziemlich krass.
Und machen die das dann regelmäßig, so wie andere Leute jedes Wochenende »auf Schalke gehen«?
Das ist ja gerade das Krasse: Die fahren jedes Wochenende von Stadt zu Stadt, und in der Woche, wenn sie zu Hause sind, treffen sie sich im Internet. Das ganze Wochenende lang wurden auch immer nur die gleichen drei Ballerspiele gespielt, vor allem Counterstrike. Und das machen die wie die Irren, wenn sie nicht gerade schlafen. Eine ganz eigenwillige Sorte von Menschen.
Du selbst spielst also gar nicht?
Nein, ich habe gar nicht soviel mit Computern zu tun, und mache auch in der Fotografie alles noch analog. Das war reiner Zufall, dass ich da war. Ich mache im Moment ein Praktikum bei einem Fotografen, der die LAN-Party für eine Zeitschrift fotografieren sollte und mich gefragt hat, ob ich mitfahren will. Ich habe dann auch einmal ein Spiel gespielt und nur gedacht, dass mir das Angst macht, so real und gleichzeitig irreal war das. Das fand ich schon irgendwie erschreckend, dass da die ganzen Leute kommen, einen Riesenaufwand machen, Berge von Equipment anschleppen und in einer Halle sind, wo man eine Riesenparty machen könnte – und was machen sie? Sitzen drei Tage am Computer und spielen, ohne dass es eine richtige Kommunikation zwischen ihnen gibt. Ich kann mir schon vorstellen, dass jemand, der die ganze Woche im Internet hängt und am Wochenende auf solche Parties fährt, ein komisches Verhältnis zu seiner Umwelt und zur Realität bekommt. Du kamst auch total schwer an die heran – irgendwie kamst du gar nicht zwischen sie und ihre Computer.
Da ich davon ausgegangen war, dass du selbst ein totaler Computerfreak bist, habe ich in den Fotos, die du zum Sonderthema »Ein Bild von mir« eingeschickt hast, auch gleich eine »Lara Croft-Ästhetik« gesehen. Eine coole Videospielheldin in abstrakter Dschungel-Landschaft.
Nein, das ist eigentlich ganz anders, das ist nur teilweise inszeniert. Das Chaos da ist zwar nicht meines, aber der Lebensraum eines Bekannten. Das betrifft und berührt mich schon sehr. Insofern war es auch total schwierig, die Fotos zu machen. Denn dadurch musste ich mich wieder damit auseinandersetzen – ich habe die Aufnahmen echt so zwei, drei Wochen vor mir hergeschoben.
Aber wieso hast du dich dann überhaupt darin fotografiert?
Ich wollte das einfach festhalten. Bei beiden Serien war es so, dass mich das interessiert und auch fasziniert hat. Ich fotografiere am ehesten etwas, wenn es absolut nicht meine Welt ist. Gerade bei den Computerspielen habe ich versucht, über die Fotografie einen Zugang dazu zu finden und herauszufinden, was die Leute daran so begeistert. Ich denke, nur dadurch, dass ich selbst nicht zu dieser Community gehöre, war es mir überhaupt möglich, die Bilder so zu machen. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, fällt es mir total schwer zu fotografieren, das funktioniert meistens nicht. Sich unterhalten und dabei sein wollen und fotografieren, das geht nicht gleichzeitig. Zum einen muss ich mich auf die Bilder, die Technik und die »Sprache«, mit der ich etwas rüberbringen will, konzentrieren. Zum andern liegt es daran, dass ich durch die Kamera auch irgendwie kommuniziere – aber eben mit einem Abstand dazwischen. Ich weiß nicht, wie das ist, wenn ich eines Tages mehr Erfahrung habe, ob sich das ändert oder generell so ist.

Interview: Nina Stuhldreher

 

 

Preisträgerfotos + 2002 + Alter: 21–25 Jahre