Lou van Houtte - Plastic Venus I
Plastic Venus I
Lou van Houtte - Plastic Venus II
Plastic Venus II
Lou van Houtte - Plastic Venus III
Plastic Venus III

Serie: Barbies

Lou van Houtte

Hamburg, 18 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2007
Imaging und Experimente

1. Preis Adobe Photoshop 

Jurybegründung    Interview    über meine Fotos ...     

   2 7

 
X

Jurybegründung

Was ist echt, was ist künstlich? Barbie war jahrzehntelang das Schönheitsideal vieler Mädchen. Nun wird sie selbst einer digitalen Schönheits-OP unterzogen. Lou van Houtte montiert am Computer Bilder realer Körperteile in die kleine Plastikpuppe. Sie schafft eine spannende Vermischung aus realer Welt und fiktionaler Fantasiewelt. Ihr Umgang mit diesem Genre bleibt immer experimentell: Auf "Plastic Venus I" führt uns die Fotografin Barbie als ein vollbusiges, cooles Covergirl in einer modernen Stadtlandschaft vor. Doch die Schönheits-OP ist nicht vollständig umgesetzt. Die "gebrochen" gebliebeben Arme verstärken den Eindruck von künstlicher Marionettenhaftigkeit. Auf "Plastic Venus II" schimmert die echte Frau hinter der Puppe hervor – die manipulierte Künstlichkeit steht vor realer Schönheit. Im dritten Bild der Serie posiert Barbie mit "Ken" am Strand. Wie in einen Brautschleier aus Kunststofffolie gehüllt, sehen wir einen heimlichen Schnappschuss aus dem Leben von "Frau Barbie". Ihr Blick ist trotz eines echten Gesichtes seltsam künstlich und entrückt.

Die Bilderreihe transportiert ein irritierendes Spiel mit den Geschlechterrollen. Eine wunderbar kreative Umsetzung des Wettbewerbsthemas „Next Level“, die die Fragen aufwirft: Wie künstlich ist die reale Barbie-Welt? Wie steht es um die Konstruktion von Schönheitsidealen? Steht auch Barbie eine Evolution bevor?

X

über meine Fotos ...

"Mich interessiert digitale Fotografie und Bildbearbeitung, weil es einem damit gelingt, der Wirklichkeit zu entfliehen und den Träumen in der Umsetzung kaum Grenzen gesetzt sind."

X

Interview

Wie bist du auf die Idee zu deinen Bildern gekommen? Um was geht es dir in den Bildern?
>>> Die Idee hatte ich im Rahmen eines größeren Projektes. Bei diesem Projekt ging es mir in erster Linie um den Vergleich zwischen dem Natürlichen bzw. Menschlichen und den davon existierenden Vorstellungen, wie z.B. dem Schönheitsideal "Barbie". Ich wollte darstellen, wie unmenschlich diese Vorstellungen teilweise geworden sind und dass Schönheit nicht unbedingt davon abhängt. Die Serie "Plastic Venus" ist das Gegenstück zu einer weiteren, in der man ausschließlich mit den natürlichen Formen der Frau konfrontiert wird. Im Gegensatz zu „Plastik Venus“ wurde diese analog aufgenommen und im Fotolabor bearbeitet.

Wie hast du deine Idee technisch umgesetzt?
>>> Leider besitze ich keine digitale Kamera, deswegen habe ich mir eine einfache Sony Cybershot ausgeliehen. Die Collagen habe ich aus jeweils zwei oder mehreren Fotos zusammengefügt. Dabei habe ich versucht die Einstellung, die Perspektive und die Lage der zwei Objekte möglichst ähnlich zu gestalten um eine gelungene optische Täuschung entsteht zu lassen. Gearbeitet habe ich mit Blitz, um die Einzelbilder unter möglichst gleichen Beleuchtungsverhältnisse herzustellen. Natürlich habe ich vor dem Zusammenfügen die jeweils erwünschten Bereiche ausgeschnitten und farblich aneinander angeglichen und, wenn nötig, transformiert (verkleinert, verzerrt, etc.), tlw. habe ich dann noch mit Lichtreflexen oder anderen Filtern gearbeitet, um die Collage weiter zusammenschmelzen zu lassen.

Beim Bild „Plasic Venus I“ kann man auf den ersten Blick kaum erkennen, wo die digitale Manipulation stattgefunden hat, man merkt nur, dass da „irgendwas nicht stimmt“. Was genau hast du hier verändert?
>>> Ich habe den Haaransatz, die Augenbrauen, die Pupillen und den Mund "vermenschlicht". Zweifellos fällt die Bearbeitung des Mundes als Erstes auf, was daran liegt, dass ich ihn geschlossen habe und er so nicht mehr der "Barbienorm" entspricht. Zum Vergleich: Im Hintergrund befindet sich das Menschliche Double (siehe z.B. die Haare) und in „Plastic Venus III“ ist das originale Barbiegesicht zu sehen.

Welche Bedeutung haben Fotografie und digitale Bildbearbeitung für dich?
>>> Fotografie bedeutet mir sehr viel, sie ist so vielseitig und man kann immer Neues entdecken. Ich persönlich fotografiere eigentlich ausschließlich analog, weil ich eine sehr gute Kamera besitze, aber keine digitale. Für mich sind das zwei paar Schuhe, ebenso wie Fotografie und Bildbearbeitung: So finde ich die Möglichkeiten die sich mit der digitalen Bildbearbeitung auftun toll, doch wird meiner Meinung nach die „Fotografie an sich“ dabei aus dem Auge verloren. Darum versuche ich bei Fotos weitgehend darauf zu verzichten, bin aber nicht abgeneigt Fotos auch mal aufzubessern. Andersherum, finde ich aber auch die Bildbearbeitung genial. Man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen und die Kamera nur noch als ein Werkzeug für die Bildbearbeitung betrachten. Wie gesagt, dass sind zwei paar Schuhe in meiner Sammlung.

Ist die Reihe „Plastic Venus“ mit den drei Bildern abgeschlossen oder willst du noch weiter an dieser Serie bzw. diesem Thema arbeiten?
>>> Das Thema ist für mich abgeschlossen, zumindest diese Reihe. Ich würde vielleicht ein ähnliches Projekt unter anderen Gesichtspunkten beginnen. Übrigens habe ich zum Wettbewerb nur eine Auswahl der Serie eingereicht. Ich finde dies sind die besten Stücke und bilden auch zu Dritt ein rundes Ergebnis. Insgesamt umfasst die Serie aber neun Bilder.

 

 

Preisträgerfotos + 2007 + Experimente