Lisa Vanovitch - Diemiese - Sarah
Diemiese - Sarah
Lisa Vanovitch - Braeonir - Neil
Braeonir - Neil
Lisa Vanovitch - Lusiana - Viktoria
Lusiana - Viktoria
Lisa Vanovitch - Talisker - Sera
Talisker - Sera
Lisa Vanovitch - Schantor - Adam
Schantor - Adam
Lisa Vanovitch - Puffelinchen - Lisa
Puffelinchen - Lisa

Serie: Online-Rollenspieler

Lisa Vanovitch

Berlin, 22 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2007
Imaging und Experimente

2. Preis Adobe Lightroom 

Jurybegründung    Interview    über meine Fotos ...     

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Jurybegründung

Avatare – das sind die virtuellen Stellvertreter, die sich Gamer für ihr Spiel konstruieren. Lisa Vanovitch hat reale Spieler aufgesucht und sie und deren Avatar porträtiert. In der Form des Dyptychons stellt sie die beiden Bilder gegeneinander und überlässt uns die Interpretation. Sind Gamer Menschen wie du und ich? Was haben "Puffelinchen und Lisa" gemeinsam? Was, außer dem Nasenring, verbindet eigentlich "Talisker und Sera"? Und überhaupt – wer hat sich hier wen ausgesucht?
Auf dem Jahrmarkt der digitalen Eitelkeiten möchte jeder den abgefahrendsten Avatar haben.

Eine konsequent umgesetzte Arbeit, in der junge Menschen portraitiert sind, die sich in ihrem Alltag auf unterschiedlichen Leveln aufhalten. Und eine Arbeit, die Einblicke in aktuelle Jugendkultur bietet.

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über meine Fotos ...

"Ich denke, dass wir immer mehr mit Technologie verflochten werden und auch untereinander durch Technologie verflochten sind. Es wird schwerer noch zu bestimmen, was die genauen Unterschiede zwischen Mensch und Technologie sind. Bilder von Menschen ähneln zunehmend Bildern von Maschinen (Retusche, Chirurgie), und Bilder von Maschinen wirken oft wie Menschen (3D-Animationen). Außerdem entdecken Experten allmählich, wie man Gedanken mit Gehirnscans liest, wie man den Verstand neuprogrammiert und wie unsere Charaktereigenschaften doch nur Ergebnis unserer Gen-Codes sind. Sind wir denn jetzt schon Cyborgs - eine Mischung aus Biologie, Technologie und Code? Ich habe hier Porträts von Hobby-Rollenspielern gegenübergestellt mit Porträts der virtuellen Gestalten, die diese Menschen regelmäßig in einem Online-Computerspiel annehmen."

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Interview

Wie bist du auf die Idee zu deinen Bildern gekommen? Um was geht es dir in den Bildern?
>>> Diese Serie ist ein Teil meines Projekts, in dem ich mich damit beschäftigt habe, wie vielschichtig Identität durch das Internet geworden ist.

Wie hast du deine Idee technisch umgesetzt?
>>> Ich hab Porträts von Hobby-Rollenspielern gegenüber gestellt mit Porträts deren virtuellen Gestalten, die diese Menschen regelmäßig in einem Online-Computerspiel annehmen. Hierfür bin ich den Personen also jeweils in der realen, wie auch in der virtuellen Welt begegnet, um den Screenshot, bzw. das Foto aufzunehmen.

Welche Bedeutung hat die Fotografie für dich? Und welchen Stellenwert hat dabei für dich die digitale Bildbearbeitung?
>>> Ich habe für diese Serie die Hälfte der Fotos nicht mit einer herkömmlichen Kamera gemacht, sondern mit Screenshots; das heißt, Momentaufnahmen meines Monitors während ich in der virtuellen Welt bin, wobei ich sie hinterher allerdings nicht bearbeitet habe. Während ich Screenshots aufnehme, habe ich das Gefühl meine Kamera in der Hand zu halten. Ich laufe mit meiner virtuellen Figur herum und suche eine Position aus, von der aus ich fotografiere, dann eine Perspektive, einen Ausschnitt und schließlich auch den richtigen Zeitpunkt. Nur dass ich bei dieser Art zu fotografieren, auch ganz unbemerkt sein kann. Meine so genannte Kamera ist nämlich gar nicht zu sehen. So können die Porträtierten nicht merken, dass ich sie fotografiere. Eine Gelegenheit, die ich im echten Leben kaum habe. Es sind dabei übrigens auch Porträts entstanden, bei denen die Computer-Figuren gerade blinzeln, oder auf andere Art „schlecht getroffen“ waren. Es sah nahezu menschlich aus.
Ich finde es sehr interessant, dass man neuerdings die Fotografie auch in solche Bereiche dehnen kann.

Wo hast du die Online-Rollenspieler für dein Projekt gefunden? In der „realen“ oder in der „virtuellen“ Welt?
>>> Ich habe zwar zuerst versucht, Menschen in Internet-Foren zu finden, die sich zum Porträtieren bereit stellen würden, allerdings war das nicht möglich. Ich musste meine Suche ja sehr stark eingrenzen, denn virtuell spielt man mit Millionen von Menschen die auf der ganzen Welt verteilt sind. Aber die Menschen zu finden, die man auch in der Nachbarschaft für ein echtes Foto treffen kann, war nicht einfach. Und außerdem sind die Leute auch schüchtern was ihre Identität angeht. Mir wurde während meiner Suche oft vorgeworfen, dass ich in Wahrheit ein Perverser oder Krimineller bin, der ganz andere Absichten hat.
Für diese Serie habe ich also meine Freunde porträtiert, die ich aus dem realen Leben kannte und die auch das Computerspiel spielen.
Übrigens habe ich aus den Bekanntschaften, die ich durch die Suche gemacht habe, eine ganz andere Serie entwickelt, die die Menschen zwar real und virtuell zeigt, wobei aber ihre Anonymität trotzdem erhalten bleibt. Dafür habe ich sehr viele Freiwillige gefunden. Das Ergebnis kann man hier sehen: http://www.lisa-vanovitch.de/roleplayers/website2.htm

Stammen deine Porträts alle aus dem selben Spiel?
>>> Ja, ich arbeite bis jetzt immer mit dem Spiel World of Warcraft, das mittlerweile 3 Millionen Spieler weltweit vernetzt. Ich kenne Menschen, die lieber ihren Geburtstag dort feiern als im echten Leben, Menschen die virtuell heiraten, Menschen die nur mit dem Spiel ihr Geld verdienen. Es wird von Zeitungen berichtet, das Spiel hätte schon den Tod von vereinzelten Spielern herbeigeführt, die tagelang ohne Unterbrechung gespielt haben. Ich denke, dass es ein interessantes Phänomen ist, und es ist spannend zu sehen, wie diese Spielwelt sich immer mehr zu einer Parallelwelt von der echten entwickelt.

Spielst du auch selbst Online-Rollenspiele?
>>> Ich habe vor einigen Jahren echte, so genannte „Pen und Paper“ Rollenspiele zu spielen. Da trifft man sich mit Freunden und einer der Spieler erfindet ein Abenteuer, durch das sich die anderen Spieler kämpfen müssen. Seit einem Jahr spiele ich aber auch dieses Computer-Spiel World of Warcraft, dass auf eine ganz andere Art die Fantasie anregt.

 

 

Preisträgerfotos + 2007 + Experimente