Jurybegründung

Hier weiß eigentlich niemand was los ist. Vor einer geöffneten Tür liegt eine Frau mit rotem Schal um den Hals auf dem Boden und schaut zur Decke. Der Betrachter blickt dabei wie durch ein Schlüsselloch auf die seltsame Szene und wird unfreiwillig zum Voyeur: Das ist der Stoff, bei dem man mit seinen Interpretationen meilenweit daneben liegen kann: Eine Person zwischen zwei Lebensräumen? – Hinter der Tür ist das Leben verborgen: Soll ich gehen? – Eine Straftat? – Eine ästhetische Komposition nur für die Kamera?

Genau das ist die Qualität des Bildes: Isabel Herrmann vermittelt eine malerische, fast mystische Stimmung und regt die Phantasie des Betrachters an. Intensiviert durch die Farbigkeit und den gelungenen Bildaufbau entstehen die Geschichten von ganz allein. Auch bei längerer Betrachtung verliert das Bild nichts an seiner Ausdruckskraft.