Jurybegründung

Die Bundeswehr-Reportage von Frank Herfort vermittelt ein ungewohnt lockeres Bild von Soldaten
jenseits der erwarteten Disziplin und Ordnung. Man sieht junge Wehrdienstleistende in Imponierposen, ramboartig brüllend, dann wieder cool mit Sonnenbrille und Gewehr im Anschlag. Oder in stilleren Momenten, die sie wiederum fast kindlich und schutzbedürftig wirken lassen. Irritierend ist hier der Gegensatz zwischen dem beinahe kindlichen Gehabe und der Gefährlichkeit der ihnen anvertrauten Waffen.
Es wird zwar deutlich, dass die Porträtierten sich bewusst einer Kamera präsentieren, doch die Show, die die Jungs auf den meisten Bildern abziehen, ist kein ironisierender Eingriff des Fotografen. Er versucht weder zu beschönigen noch zu moralisieren, sondern überlässt die Interpretationen den Betrachtern. Eine besondere Qualität der Arbeit ist, dass sich hier ein dichtes, teils widersprüchliches Geflecht von Aussagen und Assoziationen aufbaut, die eine eindeutige Interpretation geschickt unterlaufen und gerade deshalb zu Diskussionen anregen. Die Serie ist ein herausragendes Beispiel für das Potenzial zeitgenössischer Dokumentarfotografie.