Showcase: Fotografie in der Zwischenzeit

 

 

Malte Andersen: »surreal real«

»Warum ›surreal real‹?⁣
Der Lockdown, ein leerer Alexanderplatz, leere U-Bahnen und Millionen Menschen zu Hause - das alles war surreal. Es war neu und, wie ich finde, auch ein bisschen gruselig.⁣
Ich schnappte mir meine Kamera und ging alleine los, beobachtete und merkte: Es ist real. Wir sind nicht in irgend einem schlechten Traum und werden auch nicht aus ihm aufwachen.⁣
Es ist einfach surreal real.⁣

Auch hat diese Pandemie erneut Probleme aufgezeigt, welche viele bis dato als irrational oder surreal ansahen.⁣
Soziale Ungleichheit konnte noch stärker als sonst beobachtet werden, gepaart mit einem Egoismus, der sich lächerlicherweise in Streitereien um Klopapier äußerte. Und nicht zuletzt: Eine Abschottungspolitik der EU und Deutschlands, welche weiterhin Flüchtlinge ertrinken lässt, Menschen in Lager steckt und keinen Hauch von Menschlichkeit aufzeigt. Das alles ist eine Realität, von der jetzt keine*r mehr sagen kann sie wär nicht real.⁣

Jetzt schwappt auch noch eine zweite Welle ans Land, vor der wir uns denken schützen zu können. Doch entspricht das der Wahrheit? So wie viele, und auch ich, müssen anerkennen: So wie wir uns verhalten werden wir vermutlich überschwemmt werden. Und dann sind da auch noch Attila und seine Freunde. Das alles sind keine guten Vorraussetzungen.⁣
Naja. Wenigstens hatten wir ein kleines Corona-Sommerpäuschen, in dem wir ein bisschen zur Normalität zurückkehren konnten.⁣

Ob Lockdown oder ein ›normaleres‹ Leben. Nichts vom beiden wirkt komplett real.⁣
Wann wird alles wieder so wie früher? Werden wir überhaupt noch wissen was ›früher‹ bedeutet?⁣
Diese fragen stelle ich mir, wobei dieses ›früher‹ nicht einmal ein Jahr her ist.⁣
Wir werden sehen. ⁣

Hauptsache nicht die Zuversicht verlieren.⁣
Das wird schon alles wieder.«⁣

Malte Andersen⁣ (18 Jahre), Berlin
Preisträger Deutscher Jugendfotopreis 2020⁣

 

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