Maya Bloch und Rosa Jakobi
Bremen, Ø 18 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2024
Jahresthema: #OK BOOMER,!?
Auszeichnung 300 €
Interview
Das Jahresthema lautete „OK BOOMER,!?“. Hattet Ihr hierzu spontan eine Idee?
- Als wir das diesjährige Thema "OK BOOMER,!?" hörten, assoziierten wir damit zuallererst die Generation, die zur Zeit des Wiederaufbaus und Wirtschaftswunders groß geworden ist. Da wir beide persönlich gerade am Übergang von der Schulzeit zur Arbeitswelt stehen, fragten wir uns, was und vor allem wie wir die nächsten Jahre arbeiten wollen. Dabei ist uns besonders der Unterschied in der Arbeitsmoral unserer Generation zu der der Boomer aufgefallen. Gerade unsere Großeltern haben uns vorgelebt, dass man Jahre lang in dem gleichen Job und oftmals bis zur Erschöpfung arbeitet. Heutzutage steht vor allem die richtige "Work-Life-Balance" im Vordergrund. Der Begriff "Burnout" wurde also von den Baby-Boomern geprägt. Ein ähnliches Gefühl verspüren auch wir heute mit Blick auf die Zukunft und den aktuellen globalen Problemen. So haben wir unseren persönlichen Fokus für unsere Fotografie gefunden - den Burnout.
Wie ist Euer Foto entstanden?
- Mit unserer Fotografie "BURN OUT" wollen wir die verschiedenen Facetten dieses Gefühls - eine innere Leere, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Verletzlichkeit - zum Ausdruck bringen. Besonders wichtig erschien uns dabei das Gefühl einer gewissen Ohnmacht, die man bei einem Burnout verspürt, die wir aber auch als Teil der Gen Z gegenüber unserer Zukunft empfinden. Das Foto haben wir letztlich in einer Badewanne bei uns zu Hause aufgenommen. Der Betrachter wird Teil eines eigentlich sehr intimen Momentes, so erscheint die Person im Bild nahbar, aber auch verletzlich.
Wie lief die Zusammenarbeit? Konntet Ihr Euch schnell auf ein Motiv und die Umsetzung einigen?
- Da wir nicht nur gute Freundinnen sind, sondern auch schon verschiedene Projekte zusammen gemacht haben, kennen wir die Art wie wir arbeiten und kreativ sind. Zudem haben wir ursprünglich eine Fotoreihe von über 10 Fotografien erstellt, weshalb jede von uns ihre eigenen Ideen einbringen und umsetzten konnte.
Ist die Boomer-Generation für Euch eher positiv oder negativ besetzt? Wie spiegelt sich Euer Eindruck der Boomer-Generation in Eurer Fotografie wider?
- Um ehrlich zu sein ist die Boomer-Generation für uns tendenziell negativ konnotiert. Denn wenn wir an diese Generation denken, spielen schnell Internet-Unfähigkeit, Intoleranz und Besserwisserei eine Rolle.?Wir assoziieren die Baby-Boomer vor allem aber auch mit dem Wunsch nach persönlichem ökonomischem Wohlstand, wobei die sich schon abzeichnenden globalen Krisen damals nicht in Angriff genommen wurden. Heutzutage sind wir als Generation mit all diesen Herausforderungen konfrontiert und blicken im Gegensatz zu unseren Eltern und Großeltern deutlich pessimistischer in die Zukunft. Ein Gefühl der Überforderung, das wir auch in unser Fotografie festhalten wollten.
Fühlt Ihr Euch einer bestimmten Generation zugehörig? Wenn ja, zu welcher und was zeichnet Euch aus? Wenn nein, warum nicht?
- Klar, wir fühlen uns als Teil unserer Generation, der Gen Z. Auch wenn wir nicht jedem neuen Trend nachgehen und uns nicht mit jedem Ideal identifizieren, sind wir froh in der Generation Z aufgewachsen zu sein. Unsere Generation ist geprägt von Vielfalt und Diversität, Offenheit und Toleranz. Aber sie ist auch konfrontiert mit den großen Herausforderungen der Zeit, sei es der Klimawandel oder der global zunehmend aufkommende rechte und populistische Extremismus. Es ist wichtig, sich diesem mit politischem Engagement zu stellen. Außerdem könnte man auch sagen, dass wir die Social-Media-Generation sind. So haben wir Social-Media geprägt und Social-Media hat uns geprägt. Dank des Internets schafft es unsere Generation weltweit im Austausch zu sein. Was uns alle irgendwie verbindet, und einen Zusammenhalt schafft, aber natürlich auch neue Herausforderungen und Probleme mitbringt.
Seid ehrlich: Welche Sprüche müsst Ihr Euch immer wieder von der Boomer-Generation anhören?
- Typische Boomer-Sprüche die wir schonmal hören mussten sind: „Bei uns früher war das noch ganz anders.“, "Von Nichts kommt auch Nichts" oder einfach der klassische Vorwurf an "die Jugend von heute".
Wie steht Ihr zum Thema „Generationenkonflikte“ allgemein? Findet Ihr, die Debatte wird für alle Beteiligten fair geführt (z.B. in Zeitungen, im Fernsehen, etc.)?
- Generationskonflikte gab es schon immer und wird es auch immer geben. So wie sich die Boomer-Generation gerne mal über die Gen Z beschwert, werden auch wir uns vermutlich in Zukunft mit den kommenden Generation in einem Konflikt befinden. Wir haben das Gefühl, dass gerade in Zeitungen und im Fernsehen Generationskonflikte häufig sehr einseitig dargestellt werden - von Boomern für Boomer. Wohingegen in den sozialen Medien viele Leute unserer Generation ihre Meinung zu Generationskonflikten teilen - quasi von Gen Z für Gen Z - wie z. B. mit dem Meme "OK Boomer", der 2019 viral ging. Wir würden uns wünschen, dass es mehr Formate und Orte gibt, wo ein fairer und gleichgestellter Austausch beider Generationen stattfinden kann, um einander besser zu verstehen und auch voneinander zu lernen.
Seit wann fotografiert Ihr und wie seid Ihr zur Fotografie gekommen?
- Wir beide haben uns schon immer gerne fotografiert, angefangen hat es mit kleinen Kinder-Fotoapperaten bis hin zu der ersten Spiegelreflex oder heute häufig auch mit der analogen Kamera.
Arbeitet Ihr häufig zusammen?
- Da wir die letzten Jahre zusammen im Kunst Leistungskurs waren, haben wir eigentlich jede Möglichkeit genutzt, gemeinsam Projekte umzusetzen. Neben der Fotoreihe „Burn Out“, drehten wir auch mehrere Monate einen Kurzfilm zusammen.
Was fotografiert Ihr am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Wir beide fotografieren gerne unterschiedliche Motive: So mag ich (Rosa) es am liebsten Menschen zu fotografieren und ich (Maya) fotografiere gerne Landschaft und Architektur und die Formen und Muster, die dort vorzufinden sind.
Wer inspiriert Euch?
- Es gibt ganz viele Fotografen, die spannende Arbeiten und Arbeitsweisen haben: Einer der ersten Fotografen, dessen Werke mich (Rosa) schon vor einigen Jahren begeistert haben, ist Jean-Arthus-Bertrand. Ein französischer Fotograf, der unter anderem für seine Landschaftsfotografie, als auch für seinen Dokumentarfilm „Human“ (bis heute einer meiner Lieblingsfilme) bekannt ist. Mich persönlich (Maya) hat besonders die Fotoreihe "The Brown Sisters" von Nicholas Nixon begeistert, als ich diese vor einigen Jahren in einer Ausstellung sah. Der Fotograf hielt jährlich seine Frau und ihre drei Schwestern in einem Zeitraum von vierzig Jahren fest und zeigt damit sehr eindrucksvoll den Prozess der Zeit und des Alterns.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für Euch?
- Für uns ermöglicht es die Fotografie in erster Linie, Momente und dessen Stimmung festzuhalten, aber auch die reale Welt aus einem anderen Blickwinkel darzustellen und so Emotionen zu wecken, bestimmte Themen sowie Probleme anzusprechen und neue Perspektiven zu schaffen.
Wo und wem zeigt Ihr Eure Bilder? Stellt Ihr eure Fotos aus?
- Bis auf unsere Familien oder Freunden haben wir unsere Bilder bisher noch nie groß gezeigt oder gar ausgestellt.
Woran arbeitet Ihr gerade?
- Aktuell arbeiten wir an keinem gemeinsamen Projekt. In der kommenden Zeit gehen wir beide jeweils auf Reisen und halten dort Erinnerungen und Momente fest. So mache ich (Rosa) eine längere Fahrradtour durch Norwegen und Schweden und plane dort viel zu fotografieren und die Reise mit meiner Kamera zu dokumentieren.