Serie: schein
Alma-Madita Paschen
Gräfelfing, 21 Jahre
Deutscher Jugendfotopreis 2024
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)
Auszeichnung 300 €
Interview
Wie ist die Idee zu Deiner Serie entstanden?
- Meine Serie ist im Rahmen meines Fotografie-Kurses entstanden. Um ein Thema für ein solches Projekt zu finden Brainstorme ich erstmal immer ganz viel und überlege was mich gerade so interessiert, auch visuell. Ich stöbere dann gerne durch Pinterest und Speicher mir Fotos ab, die einen coolen Vibe haben & die ich interessant finde. Ich wusste das ich gerne Menschen fotografieren möchte in einem inszenierten Setting. Ich hatte dann Kampagnen-Fotos von der Brand Casablanca gesehen die ich richtig richtig cool fande – gezeigt werden Models, die beispielsweise vor einem Porsche posieren oder auf einem Tennisplatz oder in einem super imposanten Barocken-Gebäude. Gleichzeitig fande ich auch die Gucci-Kampagne mit A$AP Rocky, Iggy Pop und Tyler, the Creator richtig cool. Alles so im Retro-Look aber mit ganz viel Bling-Bling. Mir hatte das Protzige kombiniert mit dem Vintage-Charme total gut gefallen. Ich hatte dann überlegt was die Fotos zeigen bzw was sie vereint und bin so, und mit dem zu vorigen Brainstorming zum Thema Statussymbole gekommen.
Wie war der Arbeitsprozess?
- Ich habe mir erstmal überlegt, welche Statussymbole ich am besten & unkompliziertesten zum Beginnen fotografieren kann. Das war gar nicht so leicht, weil ich weder eine Villa mit einem riesengroßen Garten noch ein super krasses Auto habe. Ich hatte mich deshalb erstmal für Schmuck entschieden. Nachdem ich die ersten Fotos von meinem Freund mit ganz vielen Ringen gemacht hatte, war ich irgendwie noch nicht so happy. Ich wollte einen extremeren und unrealistischeren Look und so bin ich dann auf die Aluminiumfolie gekommen. Ich hatte angefangen Ketten und Ringe, und die Zähne aus Aluminium zu basteln und war super zufrieden mit der Wirkung auf den Fotos. So habe ich also nach weiteren Szenarien gesucht, bei denen ich Statussymbole aus Aluminium nachbauen kann.
Sei ehrlich: Wie lange hat es gedauert, bis alles in Alufolie eingewickelt war? Wie fühlt sich Alufolie auf den Zähnen an?
- Das Entwickeln in Aluminium ging soo eeeewig. Am schlimmsten war der Tennisschläger, weil ich alle Seiten einzeln einwickeln wollte & sie zwischendurch auch immer wieder abgefallen sind – das war wirklich nervenauftreibend. Puhh das ist kein schönes Gefühl haha besonders weil man ja auch einen Moment in der bestimmten Positionen still bleiben muss. Meine Mama hatte da für mich gemodelt und netterweise sooo einiges über sich ergehen lassen.
Was hat Dir beim Shooting am meisten Spaß gemacht? Wo gab es Herausforderungen?
- Ich denke am meisten hat mir die Aufregung gefallen, während dem Fotografieren zu merken, ob eine Idee funktioniert oder nicht. Ich hatte die einzelnen Statussymbole nicht am Stück fotografiert, sondern zeitlich versetzt und mir bei jedem individuell überlegt was ich thematisieren möchte und wie ich es visuell umsetzen kann. Dann ist natürlich nochmal Zeit in die Vorbereitung von zB dem Kaviarbrot geflossen und ich war immer total stolz und froh, wenn ich beim Fotografieren gemerkt habe, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Ich habe selber voll gemerkt, wie nervös ich beim Fotografieren war, falls die Umsetzung doch nicht so wird wie ich mir das vorstelle.
Warum hast Du genau diese Bilder ausgesucht? Was fasziniert Dich an ihnen?
- Ich habe mich für genau die Fotoauswahl entschieden, weil ich ihre Wirkung am stärksten finde. Sie lösen beim Betrachter die Gefühle aus, die ich auch im Bezug auf Statussymbole thematisieren möchte. Eine Faszination, Ekel, das Gefühl nicht wegschauen zu können, eine Ästhetik. Ich finde sie bringen das Thema ganz gut auf dem Punkt, ohne dass es zu offensichtlich ist.
Welche Rolle spielen Statussymbole und Materialismus in Deinem Leben?
- Jaaa haha die Frage habe ich mich auch des Öfteren während dem Prozess gestellt und ich finde es irgendwie gar nicht so leicht zu beantworten. Ich denke das Statussymbole schon eine Rolle in meinem Leben spielen und irgendwie habe ich das Gefühl meine Antwort rechtfertigen zu müssen, eben auch beim Arbeitsprozess: auf was will ich hinaus? will ich eine Botschaft vermitteln, die ich selber vllt gar nicht auslebe? Ich liebe schöne Dinge und mir gibt es wirklich viel Lebensqualität. Ich liebe es diese Dinge zu genießen und zu Pflegen und das sie mir ein schönes Gefühl geben können. Das kann sich auf ganz viel beziehen, einen Kaffee aus einem schönen Glas trinken, Schwimmen gehen in einem tollen Schwimmbad oder gehypte Zimtschnecken mit Freunden essen. Ich liebe das. Das offensichtliche Angeben und Profilieren durch Statussymbole finde ich hingegen wirklich unangenehm. Ich finde es fragwürdig und ziemlich kritisch, wenn solche Dinge nur besessen werden um sich als was Besseres zu fühlen als andere. Ich hoffe, dass auch dieser Zwiespalt bezüglich der Thematik durch meine Bilder zur Geltung kommen.
Was liegt Dir bei dieser Arbeit besonders am Herzen?
- Für mich war es besonders toll, wie unterstützend meine Familie & meine Freunde mir geholfen haben. Sie haben sich alle als Model bereit erklärt, weshalb die Shootings auch super viel Spaß gemacht haben.
Seit wann fotografierst Du und wie bist Du zur Fotografie gekommen?
- Mit meinem Handy mache ich seit dem ich ca 18 Jahre alt bin super gerne Fotos. Meine Mama hat schon immer in Urlauben total viel und gerne fotografiert und ab einen bestimmten Punkt habe ich das dann so übernommen. Durch mein Studium habe ich die Möglichkeit bekommen auch mit richtig professionellen Kameras zu fotografieren und ich würde sagen, ab dann habe ich es auch so richtig in mein Herz geschlossen (Haha natürlich erst ab dann wo ich die Technik gecheckt hab und nicht mehr daran verzweifelt bin)
Was sind häufige Motive?
- Menschen, Menschen, Menschen!! Ich liebe es wirklich so sehr. Ich finde einfach das man supergut eine bestimmte Stimmung transportieren kann und das liebe ich. Außerdem mag ich es auch total gerne "Dinge" zu fotografieren die erstmal eventuell eine etwas schokierende Wirkung haben, die Ekel & Ästhetik vereinen. Das können dann genauso Menschen sein oder Essen oder Gelnägel i dont know haha
Hast Du Vorbilder in der Fotografie?
- Jaa, ich liebe den Fotografen Martin Parr. Ich finde seine Fotos haben eine super tolle Bildsprache und die Motive sind einfach so so cool. Außerdem liebe ich es wie er mit Farben umgeht. Er ist einfach so eine große Inspiration ich bin so ein Fan-Girl.
Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für Dich?
- Ich finde Fotografie ist einfach so eine tolle Möglichkeit, um Gefühle und Kreativität auszudrücken. Mir macht es einfach total viel Spaß Freunde zu fragen, ob ich sie fotografieren darf und die Aufregung, wie die Fotos geworden sind.
Informierst Du Dich über aktuelle Fotografie (künstlerische Trends, Technik etc.)? Wenn ja, wo?
- Also aktiv informieren würde ich nicht sagen, aber ich denke dass ich mich ganz automatisch damit durch Instagram und Pinterest beschäftige. Ich stöbere super gerne durch mein Feed und liebe es so Inspirationen zu finden. Ich weiß jetzt natürlich nicht, ob das dann die aktuellsten künstlerische Trends oder Techniken sind, aber es sind dann doch Dinge, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte und ich interessant finde.
Wo und wem zeigst Du deine Bilder? Stellst Du deine Fotos aus?
- Das kommt häufig darauf an, in welchem Kontext die Fotos entstehen. Ist es im Rahmen eines Semesterprojekts, zeige ich sie natürlich meinem Dozenten und meinen Kommilitonen*Kommilitoninnen. Zum Bergwerk, unsere Semesterabschlussausstellung werden die fertigen Projekte dann auch in unserer Fakultät ausgestellt. Wenn das eher ein privates Projekt ist, dann natürlich dem "Model" und meistens auch alles immer meiner Familie, damit sie auch sehen können, was ich so mache. Und häufig poste ich auch Fotos meiner Projekte auf Instagram, weil ich dann schon auch stolz auf sie bin und sie gerne teilen möchte :)
Woran arbeitest Du gerade?
- Ich habe gerade mein diessemestriges Fotografieprojekt fertiggestellt, für das ich Kühe fotografiert habe. Die Auswahl und das Layouten war zum Ende hin ganz schön nervenauftreibend & umso mehr freue ich mich jetzt darauf, wieder Zeit für neue Projekte zu haben.