Johanna Kurpat - Tanzfläche
Tanzfläche
Johanna Kurpat - Aschenbecher
Aschenbecher
Johanna Kurpat - Toilettentür
Toilettentür
Johanna Kurpat - Partyqueen
Partyqueen
Johanna Kurpat - Tisch
Tisch

Serie: Polaroids erleben die Party mit

Johanna Kurpat

Münster, 25 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2016
Jahresthema: Sound in Sicht

1. Preis 500 € 

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Jurybegründung

It´s party time! Und mittendrin: eine Sofortbildkamera, mit der Johanna Kurpat die Gäste ungestellt fotografiert. Menschen in Feierlaune werden plötzlich selbst Teil des Kunstwerks. Ob auf der Tanzfläche, im Aschenbecher oder an der Toilettentür – sie hinterlassen ihre Spuren auf den im Raum verteilten „Polaroids“. So entstehen sehr ungewöhnliche Bildwerke, die alle Sinne ansprechen. Wie die Bilder zuvor Teil der Party waren, ist es nun ihr Betrachter: Er spürt die Stimmung, hört den Sound der Musik und das fröhliche Lachen der Gäste In dieser einzigartigen Serie ist die lebhafte Atmosphäre nicht nur sichtbar, sondern förmlich spürbar. Ein ziemlich origineller Ansatz, der perfekt aufgeht!

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Interview

Das Jahresthema lautete „Sound in Sicht“. Hattest du hierzu spontan eine Idee?
- Mit verschiedenen Techniken im Bereich Fotografie und Film zu experimentieren, ist meine große Leidenschaft. Dabei ist es mir wichtig, Emotionen, Atmosphäre und auch Geräusche festzuhalten und spürbar zu machen. Die Polaroids sind bereits vorher entstanden und passten perfekt zum Jahresthema. Ich fragte mich, wie man die Kneipen-Atmosphäre sichtbar machen könnte. Die Polaroids zeigen auf ganz besondere Art und Weise, was an dem Abend in der Kneipe los war. Sie erlebten die Party mit – auf der Tanzfläche, im Aschenbecher, auf dem Tisch, an der Toilettentür… Der lebhafte Partyabend spiegelt sich in den Aufnahmen wider.

Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Mir war besonders wichtig, die Atmosphäre in der Kneipe einzufangen, die Menschen zu zeigen, die an diesem Abend beteiligt waren, und zu bewirken, dass auch der Betrachter die Stimmung zu sehen bekommt – den Sound der Musik, aber auch den der Menschen, die singen und tanzen… auch den Sound der Zigarette, die in den Aschenbecher gedrückt wird, verschiedenste Geräusche in der Kneipe, die verknüpft sind mit einer Bandbreite an Emotionen. Wichtig war mir, dass die Aufnahmen der Personen nicht gestellt wirken wie bei den üblichen Partyfotos, wie man sie aus Clubs kennt. Ich wollte die Party fühlbar machen.

Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- In dieser Serie geht die Betrachtung in verschiedenste Blickwinkel, einmal durch die gesamte Kneipe. Sie zeigt Spuren, die an dem Abend hinterlassen wurden, lebhafte Bewegung, verrückte oder auch nachdenkliche Momente. Wichtig ist auch, dass auf den originalen Polaroids die Personen gezeigt werden, die diese Atmosphäre kreiert haben.

Wie ist die Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Die Polaroids wurden im Laufe des Partyabends fotografiert und an verschiedenen Orten in der Kneipe platziert und feierten mit. Die originalen Polaroids mit allen Spuren des Abends wurden anschließend hochauflösend abfotografiert, sodass diese Spuren auch im großen Format detailliert angeschaut werden können. Die Location war die Kneipe Bullenkopp in Münster. Ich benutze eine Polaroid 600 Kamera und für die Repro eine NIKON D80.

Hast du aktiv zur Teilnahme aufgerufen oder die Bilder unkommentiert ihrem Schicksal überlassen?
- Die Bilder habe ich fotografiert, platziert und dann sich selbst überlassen. Während ich mit meinen Freunden weiter feierte, haben eine Menge Leute mit den Bildern interagiert, ohne zu wissen, worum es mir ging, sind darauf getreten, haben sie bekritzelt oder Zigaretten darauf ausgedrückt. Sie wurden mit Bier bekleckert und zerknittert. Keines der Bilder war gestellt, es waren Schnappschüsse, Augenblicke einer Party, die anschließend einiges mitmachten, genau wie die menschlichen Teilnehmer der Party.

Welches Ergebnis überraschte dich am meisten?
- Am meisten überrascht mich das Polaroid, welches im Aschenbecher platziert wurde. Es sind sehr deutliche Spuren vom Ausdrücken der Zigaretten zu sehen. Das Material ist teilweise geschmolzen und es sind violette Farbverläufe und Spuren von der Asche zu erkennen. Auch das Bild, das auf der Tanzfläche lag, zeigt ein wirklich faszinierendes Ergebnis. Die pure Emotion ist eingefangen worden, man kann sich den Sound regelrecht vorstellen, die Musik, das fröhliche Lachen und das wilde Tanzen.


Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Ich habe Design an der FH Münster studiert mit dem Schwerpunkt Mediendesign. Während des Studiums konnte ich viel mit Fotografie, Film und Animation experimentieren und dabei auch analoge Techniken erforschen. Nebenbei reise ich gerne durch die Welt, die Kamera ist immer mit dabei.

Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Unterschiedliches. Mir ist es vor allem wichtig, ein Konzept zu verfolgen, ein Sachverhalt zu er-klären, Emotionen und Atmosphäre zu zeigen. Das Experimentieren mit verschieden Techniken und außergewöhnlichen Blickwinkeln macht mir am meisten Freude.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Die Bilder von Nan Goldin haben mich inspiriert. Sie sind direkt, echt und unverfälscht. Sie fangen den Moment ein, manchmal mit aller Härte und Rauheit, ohne den Anspruch an Schönheit, nur ehrlich, dokumentarisch und mitten im Geschehen und ihrem eigenen Leben.
Die Luftbildaufnahmen von Yann Arthus-Bertrand finde ich beeindruckend, da er die Welt von oben fotografiert und dabei eine ganz neue Sicht erzeugt. Mir gefallen die oftmals grafischen Muster, und dass man manchmal eine Weile darüber nachdenken muss, was gerade abgebildet wurde und dann einfach nur staunt.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Die Fotografie ist für mich eine Art Kommunikation. Mit Fotos zeige ich, was mich bewegt, fange Situationen und Emotionen ein. Fotos regen zum Nachdenken an, machen ein Gefühl spürbar oder zeigen Orte oder Landschaften, an denen man nicht jeden Tag vorbeiläuft. Oder auch Orte, an denen man oft vorbeiläuft, aber aus einer ganz neuen Perspektive. So bleibt die Fotografie spannend und man wird immer wieder aufs Neue überrascht.

Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Für Ausstellungen suche ich mir gerne besondere oder ausgefallene Cafés heraus, wie zum Bei-spiel das Café Fyal in Münster. Eine wissenschaftliche Ausstellung zum Thema „Der menschliche Körper“ fand im PAN-Zentrum Münster, dem Institut für Anatomie, statt. Ich zeigte dort Fotografien, bei denen ich Körperstrukturen des Menschen mit anderen Naturstrukturen verglich. Mir gefällt es, wenn der Ausstellungsort und die Location auch optisch zu den Bildern passen.

Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Auf meiner eigenen Website: www.jojoku.de

Wie wurdest du auf den Deutschen Jugendfotopreis aufmerksam?
- Auf der Suche nach Fotowettbewerben bin ich übers Internet zufällig auf den Jugendfotopreis gestoßen.

 

 

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