Philippe Gerlach - O.T. (broke)
O.T. (broke)
Philippe Gerlach - O.T. (face)
O.T. (face)
Philippe Gerlach - O.T. (bleed)
O.T. (bleed)
Philippe Gerlach - O.T. (Eric +)
O.T. (Eric +)
Philippe Gerlach - O.T. (vast)
O.T. (vast)

Philippe Gerlach

Burghausen, 24 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2006
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)

Prämie 100 € 

Interview    über meine Fotos ...     

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über meine Fotos ...

Tonight this one's for us!
Diese Photos sind Teil einer Serie (2oo3-2oo5) über die kleine Punkszene in und um Burghausen, einer Kleinstadt in der bayrischen Provinz. Als Landkind war ich davon ausgegangen, dass in größeren Städten, dies alles noch viel wilder und krasser wäre, musste aber bei meinem studienbedingten Umzug nach Linz feststellen, dass es gerade die Enge und Verbohrtheit der Provinz ist, die dort einer Szene ihre Kraft gibt. Es gibt in Burghausen und in den umliegenden Gemeinden jeweils 4-5 Punks, und im Unterschied zur Stadt, fällt man in der Provinz durch die Entscheidung Punk zu werden und das auch zu zeigen, auch wirklich auf. Und eine Umgebung in der sich normalerweise eher die Freiwillige Feuerwehr oder irgendein Sportverein sich um die Sozialisation von Jugendlichen kümmert, und in der es keine große Punkszene gibt, in die sie "hineinwachsen" können, formt diese Jugendlichen bereits früh zu wirklichen Originalen. Seltsamerweise funktioniert Punk 30 Jahre mach seiner Entstehung in ländlichen Bereichen Bayerns immer noch als Protestform, und man wird immer noch auf der Strasse beschimpft. Das ständige Gefühl der Andersartigkeit äußert sich dann vor allem bei den monatlichen(!) Konzerten , bei denen sich die wenigen Punks aus den umliegenden Dörfern treffen. Durch den Mangel an Alternativen (in die örtliche Dorfdisco wird man im Punkoutfit nicht mehr hineingelassen und München als nächstgrößere Stadt ist 150 Km entfernt) sind dies die einzigen Momente, in denen man unter Gleichgesinnten ist und somit wird alle Wut, Alltagsfrust und Vorfreude in diese hineinprojiziert.

Die Bildserie die ich für den Jugendfotopreis ausgewählt habe, soll einen Eindruck von solch einem Konzert geben: Stroboskoplicht ballert, der Bass brummt im Magen, Band und Publikum vermischen sich, sind auf gleicher Höhe, Manu zerfetzt einen Stuhl, Eric hat eine Freundin gefunden, Crääsh hat sich die Hand an einem zerbrochenen Bierkrug aufgeschlitzt, ein rasend schneller Einminutensong!
Tonight this one's for us!

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Interview

- Seit wann fotografierst Du?
- Seit 2001.

- Wie bist Du dazu gekommen?
-- Ich habe die ganze Schulzeit hindurch ausschließlich gezeichnet und war mir auch sicher, das fortsetzen zu wollen und bin mit einer Mappe voller Zeichnungen beim Studiengang Visuelle Kommunikation in Linz angenommen worden. Irgendwann im ersten Jahr auf der Universität hat sich mein Schwerpunkt dann komplett hin zur Fotografie verlagert.

- Was hat Dich zu den Fotos, die jetzt beim Deutschen Jugendfotopreis prämiert wurden, gebracht?
-- Die Fotos die ich beim Preis eingereicht habe, sind Teil einer Serie über eine kleine Punkszene in einer bayrischen Kleinstadt, die mich schon während meiner Schulzeit dort dermaßen faszinierte, dass ich mit einem Freund ein kleines Heft darüber herausgebracht habe. Als dann durch den Umzug nach Linz mein Interesse an der Fotografie geweckt war, schien mir diese ein großartiges Medium die Szenerie dort nochmals zu beschreiben.

- Wie hast Du die Fotos gemacht?
-- Die Fotografien sind sämtlich Schnappschüsse mit einer Kompaktkamera. Die Personen darauf sind mir aber sämtlich bekannt und sich auch bewusst, dass ich fotografiere.

- Versiehst Du Deine Fotos mit Titel/Text?
-- Nein, weil das die Interpretation/den Eindruck in eine bestimmte Richtung lenken würde und ich möchte die Reaktion des Betrachters auf der verbalen Ebene eigentlich nicht beeinflussen. Text kann zur Erklärung des Sujets nach Betrachtung der Bilder eingesetzt werden, damit man sie sich dann unter neuen Vorzeichen noch einmal betrachten kann. Ein Titel setzt aber, denke ich, in der Wahrnehmung fast gleichzeitig zum Bild ein, und das stört mich...

- Welche Technik hast Du benutzt?
-- Kompaktkamera mit Blitz und sw-Film

- Wie präsentierst Du Deine Fotos?
-- Auf www.tinyvices.com/portfolios und www.noname-magazine.com (nnm#7)
Ich habe schon bei verschiedenen Ausstellungen mitgemacht und im Oktober wird ein Buch, für das ich mit dem B-Store London und Kilimanjaro Magazine zusammengearbeitet habe, veröffentlicht.

- Hast Du eine eigene Homepage?
-- www.philippegerlach.com

- Hast Du Vorbilder in der Fotografie?
-- Ich mag die Konsequenz von Nan Goldin oder Ryan McGinley. Sie arbeiten ausschließlich mit ihnen nahe stehenden Personen und erreichen so, jenseits von Technik und Beautyvorgaben, allein durch das Zusammenleben mit ihren Subjekten, einen psychologischem Level, auf dem alles so real erscheint, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Im Filmbereich schätze ich die skandinavischen Dogma95-Filmer und Harmony Korine.

- Welche persönliche Bedeutung hat Fotografie für Dich?
-- Im Moment mache ich eigentlich nichts anderes...

- Malst Du, schreibst Du auch, machst Du Musik oder Videos?
-- Ich zeichne noch sehr selten...

- Wie wird in Deinem Umfeld Dein Hobby gesehen?
-- Es ist kein Hobby. Ich denke meine Verwandten haben sich damit abgefunden und schauen mal wohin das führt....

- Hast Du Kontakt zu anderen (jungen) Fotografen, arbeitest Du allein oder auch mal in einem Team?
-- Durch die Uni habe ich automatisch Kontakt zu anderen Fotografen.
Im Moment bin ich zum Beispiel Teil des "Jugend auf dem Lande"-Projekts, bei dem jeweils 3 Fotografen aus 8 europäischen Ländern unter dieser Themenstellung arbeiten. Allerdings arbeitet dort jeder an einem eigenen Projekt, sodass am Ende ein umfassender Überblick über die Situation Jugendlicher in den ländlichen Regionen Europas entstehen kann. Ab 2008 werden die Arbeiten dann als Wanderausstellung in den Teilnehmerländern präsentiert werden.

 

 

Preisträgerfotos + 2006 + Alter: 21–25 Jahre