Elisa Nissha Dietrich -
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Serie: Valeska

Elisa Nissha Dietrich

Unna-Siddinghausen, 23 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2006
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)

1. Preis 500 € 

Jurybegründung    Interview    über meine Fotos ...     

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Jurybegründung

Die Fotoserie dokumentiert eine Auseinandersetzung, die im Alltag zumeist ausgeblendet und verdrängt wird: den Tod eines nahen Angehörigen.
Elisa Nissha Dietrich hat sich genau damit beschäftigt – und noch mehr: Sie begleitete die Krankheit und das Sterben der eigenen Schwester mit der Kamera. »Manche Fotografen fotografieren den Tod, um zu schockieren; ich fotografiere ihn um ihn zu normalisieren (…)«, schreibt sie über ihre Bilder.
Der Betrachter bekommt Teile des Ganzen zu sehen, Ausschnitte oder Splitter ihrer Wahrnehmung, Nahaufnahmen im kalten Licht des Krankenhauses. Die Bilder sind so unmittelbar und so dicht, dass sie nicht mehr aus dem Sinn gehen und emotional tief berühren. Eine intensive Arbeit, die das persönliche Anliegen in herausragender Weise zum Ausdruck bringt.

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über meine Fotos ...

Konzept
Serie Valeska – es war vorbei bevor es angefangen hatte.
Meine Schwester Valeska litt an einer sehr seltenen Erbkrankheit namens Fanconi Anämie. Da wir im Jahre 2001 unsere ältere Schwester Ninja an dieser Krankheit sterben sahen, war es für mich sehr wichtig, das Leben meiner kleinen Schwester Valeska zu dokumentieren. Im letzten Frühjahr bekamen wir ein niederschmetterndes Ergebnis aus den letzten Blutbefunden. Zusätzlich zu ihrer Grunderkrankung entwickelte Valeska eine Leukämie. Damit war es gewiss, dass wir an einer Knochenmarkstransplantation nicht vorbeikommen würden. Ihre Chancen standen bei 50 Prozent. Sie hat es nicht überlebt.
In meiner Serie habe ich sie begleitet, wollte jeden Moment festhalten. Meine manchmal sehr nah herangerückten Bilder sind auf eine Art und Weise schockierend für jemanden, dem das Thema Tod nicht geläufig ist. Die Angst vor dem Tod zu nehmen und die Konfrontation damit, ist in meinen Augen ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Ich zeige, was man nicht sehen will, ich fotografiere das reale Leben. Menschen sterben und wir können es nicht leugnen oder nicht wahrhaben wollen.
Es war mir wichtig, Emotionen einzufangen und zu zeigen, was man sonst nicht sieht. Der Bestatter tut alles für einen. Mensch tot, Kiste aussuchen und in die Erde. Bloß vergessen. Das ist aber nicht alles, man kann nicht vergessen und ich will mit meinen Fotos wachrütteln. Valeska soll nicht vergessen werden.
Ich zeige das Leben kurz vor und nach dem Tod, denn es ist nicht zu Ende, wenn ein Herz aufhört zu schlagen. Vielleicht bezeichnet man meine Bilder als zu krass, fast krank – sowas kann man doch nicht zeigen. Ich sage doch, ich kann das, und wer nicht will, soll weggucken und sich vorspielen, dass es so etwas Schreckliches nicht gibt.
Durch mein Leben und meine Geschichte war ich natürlich gezwungen, mich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Schon meine letzte Serie war diesem Thema sehr nah.
Ich denke, dass in diesem Bereich noch sehr viel Aufklärung nötig ist. Ich habe auch nur selten Vergleichbares gesehen. Manche Fotografen fotografieren den Tod, um zu schockieren; ich fotografiere ihn, um ihn zu normalisieren. Der Tod ist nichts Schlechtes, vor dem es uns grauen sollte. Dies möchte ich zeigen.

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Interview

- Seit wann fotografierst Du?
-- Ich fotografiere eigentlich schon immer, aber eben so wie jeder andere auch fotografiert. Aber seit knapp vier Jahren denke ich über das Foto nach, bevor ich es schieße.

- Wie bist Du dazu gekommen?
-- Zur richtigen Fotografie bin ich erst durch mein Studium an der Ruhrakademie in Schwerte gekommen.

- Was hat Dich zu den Fotos, die jetzt beim Deutschen Jugendfotopreis prämiert wurden, gebracht? Wie bist Du auf das Thema gekommen?
-- Das ist eine lange Geschichte, die sich in dem Konzepttext, der auch auf dieser Webseite veröffentlicht ist, nachlesen lässt.

- Wie hast Du die Fotos gemacht?
-- Meine Fotos sind alle reine Dokumentarfotografie, sie sind nicht bearbeitet worden. Ich arbeite nur mit natürlichen Gegebenheiten.

- Versiehst Du Deine Fotos mit Titel/Text?
-- Nein, denn meine Bilder ergeben meist einen Zusammenhang, so dass ich nur der Serie einen Titel gebe.

- Welche Technik hast Du benutzt?
-- Nur eine Digitalkamera, mehr nicht.

- Wo bzw. wem zeigst Du Deine Bilder? Wie präsentierst Du Deine Fotos?
-- Natürlich sehen meine Bilder erst Familie und Freunde, dann kommt meist mein Dozent Hendrik Lietmann an die Reihe. Und dann suche ich einzelne Bilder heraus. Manchmal hilft mir auch eine kleine Agentur (can-vas fabrikart) bei der Auswahl. Bis jetzt wurden die Bilder schon in verschiedenen Zeitungen und im Fernsehen gezeigt. Auch online gibt es einige spannende Artikel zu meiner Arbeit.

- Hast Du eine eigene Homepage?
-- Nein, noch nicht.

- Hast Du Vorbilder in der Fotografie?
-- Nicht wirklich. Es ist meist so, dass mir viele Fotos gefallen, aber dann auch wieder nicht. Ich mag die Dokumentarfotografie weil sie ehrlich ist. Aber es gibt auch sehr gute Bildinszenierungen. Aber Vorbilder, nein, eigentlich nicht.

- Was ist für Dich das Fotografieren?
-- Fotografieren bedeutet für mich etwas festhalten. Einen Moment, der nie wieder so da sein wird, einzufangen und behalten zu können.

- Malst Du, schreibst Du auch, machst Du Musik oder Videos?
-- Ja ich male, zeichne und schreibe manchmal, so kann ich mich am besten ausdrücken.

- Wie wird in Deinem Umfeld Dein Hobby gesehen?
-- Viele sind begeistert und ich habe viele Möglichkeiten über meine Bilder zu diskutieren.

- Hast Du Kontakt zu anderen (jungen) Fotografen, arbeitest Du allein oder auch mal in einem Team?
-- Durch die Uni lerne ich viele junge Fotografen kennen. Aber meist arbeite ich allein.

- Ist das Fotografieren ein Hobby oder könntest Du Dir vorstellen, mit Fotografie später beruflich zu arbeiten?
-- Mit Fotografie mein Geld zu verdienen ist natürlich ein Traum von mir, aber ich weiß auch dass es dann nicht immer nur das sein kann, was ich fotografieren will. Berufsfotograf zu sein, bedeutet bestimmt einige Abstriche machen zu müssen. Aber nebenbei, kann ich mir gut vorstellen.

 

 

Preisträgerfotos + 2006 + Alter: 21–25 Jahre