Shantala Fels -
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Serie: Freudenhaus

Shantala Fels

Wolfenbüttel, 24 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2010
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)

Prämie 150 € 

Interview     

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Interview

-Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen und um was geht es dir dabei?
--Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, in einem Bordell zu fotografieren. Jedoch hatte auch ich meine Vorurteile und empfand eine gewisse Ablehnung. Deshalb entschloss ich mich schließlich dazu, mein Halbwissen und meine Vorurteile vor Ort zu überprüfen. Entstanden ist daraus das Fotobuch „Freudenhaus“. Es zeigt jedoch nicht die Arbeit der Frauen, denn weder wollte noch konnte ich diese dokumentieren. Die Aufnahmen zeigen ihr Arbeitsumfeld und das, was sie tun, wenn sie nicht arbeiten: warten. Die Bilder machen aber auch deutlich, dass die Frauen an ihrem Arbeitsplatz leben. Das Bordell wird für eine gewisse Zeit ihr Zuhause und daher sind die Frauen meist keine Konkurrentinnen, sondern Freundinnen.

-Wie sind die Bilder entstanden? Welche Technik hast du benutzt?
--Die schwarzweißen Aufnahmen habe ich mit einer analogen Kleinbild-Spiegelreflexkamera gemacht. Durch die hohe Empfindlichkeit der verwendeten Filme entstand die starke Körnung der Bilder. Die farbigen Aufnahmen sind mit einer digitalen Spiegelreflexkamera entstanden. Das rote Licht der Bilder war in Realität vorhanden und ist nicht etwa nachbearbeitet worden.

-Warum hast du dich dafür entschieden, genau diese Serie einzusenden?
--Ich unterhielt mich viel mit den Frauen und hörte unterschiedliche Lebensgeschichten. Dabei bemerkte ich, dass man nicht pauschalisieren kann, warum eine Frau sich für diesen Beruf entscheidet. Mit meiner Arbeit will ich kein Urteil über die Frauen fällen, kein Mitleid erregen und niemanden anprangern. Ich hoffe lediglich, dass meine Arbeit dazu beitragen kann, dass der Beruf der Prostituierten anerkannt wird. „Kennen lernen kann Vorurteile abbauen – vielleicht wird Respektieren daraus“ (Elisabeth von Dücker).

-Wie war das Gefühl, im Freudenhaus zu fotografieren?
--Ich besuchte das Haus knapp zwei Monate lang. Anfangs fühlte ich mich wie ein Kunde, der durch das Haus geht und jede Frau „abcheckt“. Mit der Zeit, als ich die Frauen besser kennen lernte, verschwand dieses Gefühl jedoch. Gegenüber den Freiern diente meine Kamera mir immer als eine Art Schutz. Sie markierte mich als Fotografin und zeigte, dass ich dort nicht arbeitete. Trotzdem wurde ich vereinzelt angesprochen. Feindlich mir gegenüber hat sich aber weder ein Kunde, noch eine der Frauen verhalten.

-Seit wann fotografierst du? Und wie bist du zur Fotografie gekommen?
--Meine Leidenschaft für die Fotografie wurde im Kunst-Leistungskurs in der Schule geweckt. Dabei habe ich mich schon damals mit sozialkritischen Thematiken auseinandergesetzt und zum Beispiel das Leben einer bosnischen Familie in einem deutschen Flüchtlingsheim dokumentiert. Während meines Studiums des Kommunikationsdesigns an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig war die Fotografie dann auch mein Schwerpunkt.

-Wo und wem zeigst du deine Bilder?
--Meine Arbeiten habe ich regelmäßig in der Hochschule präsentiert und ausgestellt, aber auch schon in einigen Publikationen veröffentlicht. Im InterCityHotel Hannover kann man eine Dauerausstellung von einer Arbeit sehen, die ich zusammen mit einer Kommilitonin für das Hotel erstellt habe. Auf meiner Website www.shantala-fels.de findet man außerdem alle meine Projekte.

-Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
--Die Fotografie gibt mir die Möglichkeit, meine Meinung, Erfahrungen und Empfindungen auszudrücken. Meine Fotos machen auf Thematiken aufmerksam, die ich für wichtig halte, lassen dem Betrachter dabei aber genug Spielraum für eigene Assoziationen und Empfindungen, was ich für sehr wichtig halte. Mittels der Fotografie setze ich mich mit meinem Umfeld auseinander, meiner Beziehung dazu und letztendlich somit auch immer mit mir selbst.

 

 

Preisträgerfotos + 2010 + Alter: 21–25 Jahre