Julia Sonntag -
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Serie: Tausendschön

Julia Sonntag

Berlin, 25 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2010
Freie Themenwahl | Altersgruppe D (21-25 Jahre)

2. Preis 300 € 

Jurybegründung    Interview     

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Jurybegründung

Mohn, Rainfarn, Madonnenlilie, Fingerhut und die Knospe einer Kastanie. Das sind die fünf Objekte, denen sich Julia Sonntag in ihrer Serie widmet. Ihre Pflanzenporträts bestehen jeweils aus einem Stängel und der entsprechenden Blüte, abgebildet in Seitenansicht, vor einer individuell gemusterten Wand. Rigoros und stringent, einheitlich und konsequent. Doch betreibt Julia Sonntag keine Strukturanalyse ? la Blossfeldt. Ihre Pflanzen liegen nicht auf dem Seziertisch, im Gegenteil: sie erscheinen lebendig, weich und unberührt. Der Fotografin gelingt es, in sanften Pastelltönen und äußerst liebevoll, fotografische Gemälde dieser zarten Wesen anzufertigen. Gedanken an Kitsch entstehen beim Betrachter nicht. Stattdessen: Sinnlichkeit und Ruhe. Damit schafft Julia Sonntag die beste Voraussetzung für stundenlanges Anschauen und Verweilen. Fantastisch!

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Interview

-Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie gekommen und um was geht es dir dabei?
--Während meiner Ausbildung an der Ostkreuzschule für Fotografie habe ich recht viel mit unterschiedlichen Aufnahmetechniken experimentiert. Dabei habe ich irgendwann verstanden, dass ich mich nicht so sehr für detailgenaue Abbildungen von etwas interessiere, sondern mir eher wichtig ist, Stimmungen zu vermitteln.
Die Tausendschön-Serie ist zuerst aus einer Vorstellung entstanden. Ich wollte schon immer mal mit einer Lochkamera arbeiten und hatte die Idee, mit sehr reinen Pflanzen vor normalen, einfarbigen Wänden zu arbeiten. Also besorgte ich mir eine einfache Pappkamera, eigentlich eher zum Ausprobieren. Ich war überrascht, wie gut ich mit ihr arbeiten konnte und bin letztendlich bei ihr geblieben. Dass die Hintergründe ein so gestaltendes Element in meiner Serie wurden, hat sich langsam entwickelt. Zuerst habe ich in meinem Zimmer und im Treppenhaus fotografiert. Irgendwann suchte ich dann neue Hintergründe auch außerhalb.

-Wie sind die Bilder entstanden? Welche Technik hast du benutzt?
--Ich habe die Fotos auf einem Farbnegativrollfilm aufgenommen und von diesem Farbvergrößerungen erstellt. Dass die gedruckten Bilder aus Scans von den „echten“ Vergrößerungen entstehen, ist mir wichtig. Ich hatte den Eindruck, dass etwas verloren ginge, wenn ich direkt von den Negativen
scannte. Beim Fotografieren ziehe ich meist mit verschiedenen Blumen los und gehe in Gebäude, in denen ich hoffe, passende Hintergründe zu finden. Von jeder Pflanzen-Hintergrund-Kombination nehme ich nur ein Bild auf. So bin ich gezwungen, so lange am Ausschnitt und Winkel zu arbeiten, bis es
überzeugend aussieht. Dadurch dass ich sehr lange Belichtungszeiten verwende, von bis zu zwei Stunden, ist diese Arbeitsweise ziemlich zeitsparend.

-Warum hast du dich dafür entschieden, genau diese Serie einzusenden? Was fasziniert dich an ihr?
--Die Fotos der Serie sind für mich alle sehr wundersam, es ist schwer genau zu fassen. Diese Stimmung entsteht auch, weil durch die Aufnahmetechnik das Bild sehr gemäldehaft wirkt. Außerdem besteht ja dieser Kontrast zwischen der frischen lebendigen Blume und dem zeitbehafteten Hintergrund. Dadurch kommt eine melancholische, andächtige Grundstimmung auf. Es ist ein bisschen so, als würde den Pflanzen gehuldigt. Faszinierend finde ich es auch, wie Vordergrund und Hintergrund zusammenkommen und ineinander übergehen. Ich habe mich für genau diese Bilder entschieden, da sie alle sehr expressiv sind und man sich beim Betrachten gut in ihnen verlieren kann.

-Seit wann fotografierst du? Und wie bist du zur Fotografie gekommen?
--Ich fotografiere seit ich 16 bin. Da habe ich nämlich die Praktica meines Vaters bekommen und ab dann ziemlich viel fotografiert, ohne mir besonders Gedanken darüber zu machen. Es gehörte dann einfach zu mir.

-Wo und wem zeigst du deine Bilder? Hast du eine Online-Galerie?
--Meine Bilder zeige ich Kommilitonen und Freunden, manchmal auch meinen Eltern. Außerdem mache ich gerade bei einer Gruppenausstellung in Berlin mit und habe angefangen, Musiker für ein Internetnetzwerk und -label zu fotografieren. Meine Homepage ist auf www.juliasonntag.de zu finden.

-Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
--Für mich ist sie ein sehr spannendes Ausdrucksmittel, aber auch der Beruf, den ich gelernt habe.

 

 

Preisträgerfotos + 2010 + Alter: 21–25 Jahre