Luisa Hohlfeld -

Luisa Hohlfeld

Halle (Saale), 18 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2016
Imaging und Experimente

Prämie 200 € 

Interview     

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Interview

Wie bist du auf die Idee zu deinem Bild gekommen?
- Durch meine Beschäftigung mit Floris M. Neusüss und dem Fotoforum Kassel im Rahmen meines Praktikums in der Sammlung Fotografie des Kunstmuseums Moritzburg Halle erweckte die Technik des Fotogramms mein Interesse. Auf der Suche nach einem sinnvollen Motiv kam ich auf den reizvollen Gegensatz der kameralosen Darstellung einer Kamera.

Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Für mich ist es ein Experiment, eine Untersuchung der Fotografie und ihres klassischen Verständnisses. Ich wollte damit die ihr zugeschriebenen Grenzen hinterfragen. Es ist eine Darstellung des Darstellenden (der Kamera), was die fehlende Beteiligung der sonst unabdingbaren Technik noch deutlicher macht. Die Abbildung aller Seiten des Objekts fordert eine zweite klassische Eigenschaft der Fotografie heraus - die Beschränkung auf Zweidimensionalität. Durch das bekannte Muster der Anordnung kann das Objekt vor dem inneren Auge rekonstruiert werden.

Wie ist das Bild entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Da mir keine Dunkelkammer zur Verfügung stand, konnte ich die Arbeit nur auf Heliographiepapier, statt wie eigentlich auf Fotopapier, umsetzen, da dieses weniger lichtempfindlich ist und mit Wasser fixiert werden kann. Die entstandenen Einzelbilder habe ich abfotografiert und digital zu der endgültigen Komposition zusammengesetzt.

Und das nächste Mal gibt es einen Dodekaeder…? :-)
- Ich finde eine Serie hier nicht sinnvoll, da jedes weitere Bild nur eine optische, nicht aber inhaltliche Ergänzung wäre. Eine interessante Spielerei bleibt es natürlich - welche Form die Anordnung bekommt, hängt dabei von Gestalt und Seitenzahl des abgebildeten Objekts ab.

Warum hast du genau dieses Bild ausgesucht? Was fasziniert dich an ihm?
- Ich fand es einzigartig, da es auf den ersten Blick kaum noch etwas mit den klassischen fotografischen Bildern zu tun hat, aber doch Fotografie ist.

Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Mein Interesse für die Fotografie kam schleichend, von völlig unbewussten Erinnerungs-Knips-Bildern zu ästhetischem Ehrgeiz und schließlich den konzeptuellen Überlegungen, deshalb kann ich rückblickend keine genauen Grenzen mehr festlegen.

Was fotografierst du am meisten? Welche Motive, bei welchen Gelegenheiten?
- Das ist sehr unterschiedlich und ändert sich mit den Themen, mit denen ich mich gerade beschäftige - Ausstellungen, die ich besuche, Bücher oder Artikel, die ich lese... Generell interessiert mich die Erforschung des Mediums an sich, wie es konsumiert wird, seine Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung, seine technischen und theoretischen Eigenschaften usw.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Nicht wirklich, meistens werde ich eher zufällig von einzelnen Arbeiten inspiriert. Marcel Noack, Meisterschüler und Leiter eines Abendkurses an der HGB, den ich zwei Jahren in Folge besucht habe, hat mich durch seinen Unterricht allerdings sehr in meinem Verständnis für Fotografie geprägt. Das Fotoforum Kassel hat mich durch seine offene, unkonventionelle und innovative Herangehensweise an die Fotografie fasziniert und inspiriert und meinen Horizont über die klassische Fotografie hinaus erweitert.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Eigentlich würde ich sagen, dass meine Beziehung zur Fotografie sogar sehr unpersönlich ist. Ich behandele sie eher wie einen Forschungsgegenstand, eine Verbindung vieler Bereiche wie Psychologie, Anthropologie, Medienwissenschaften, Geschichte... Die Fotografie ist nicht exklusiv in der Kunst vertreten, sondern auch im Alltag omnipräsent und sehr mächtig, was ihre Erforschung in meinen Augen besonders relevant macht.

Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Am meisten Einfluss auf meine Arbeiten hatte das Feedback aus dem Kurs an der HGB, in dem ich meine Fortschritte jede Woche präsentieren und diskutieren konnte und an dessen Ende auch eine Ausstellung im Rahmen des jährlichen Rundgangs der HGB stand. Ansonsten zeige und erkläre ich meine Bilder gerne jedem, der Interesse an ihnen hat.

Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Eigentlich gar nicht. Ich bin kein Fan von den Bildermüllhalden Instagram & Co. und eine eigene Website finde ich noch unnötig.

Wie wurdest du auf den Deutschen Jugendfotopreis aufmerksam?
- Schon vor mehreren Jahren im Internet. Habe seitdem immer mitgemacht und wurde jetzt schon zum zweiten Mal ausgezeichnet. Danke! :-)

 

 

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