Nanna Heitmann - Schaurige Gestalt
Schaurige Gestalt
Nanna Heitmann - Es ist streng geheim, wer sich hinter der Maske befindet.
Es ist streng geheim, wer sich hinter der Maske befindet.
Nanna Heitmann - Pause mit Schnaps und Vesper.
Pause mit Schnaps und Vesper.
Nanna Heitmann - Das Loben für die guten Taten, kann der Junge nicht genießen.
Das Loben für die guten Taten, kann der Junge nicht genießen.
Nanna Heitmann - Zusammenkunft mit den Einheimischen.
Zusammenkunft mit den Einheimischen.
Nanna Heitmann - Die Buttnmandl ziehen durch mystische Landschaften.
Die Buttnmandl ziehen durch mystische Landschaften.

Serie: Exotisches Deutschland - Die Buttnmandl

Nanna Heitmann

Hannover, 20 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2015
Freie Themenwahl | Altersgruppe C (16-20 Jahre)

Prämie 200 € 

Homepage    Interview     

   2 7

 
X

Interview

Das Jahresthema lautete „Mein Deutschland“. Hattest du hierzu spontan eine Idee oder sogar bereits Fotos, die zum Thema passten?
- Die Fotoreportage ist bereits davor im Rahmen meines Studiums an der HS Hannover „Fotojournalismus und Dokumentarfotografie“ zum Thema „Weihnachten“ entstanden. Dabei wollte ich den traditionellen Adventsbrauch des Buttnmandllaufens im Berchtesgadener Land fotografisch einfangen, an welchen ich mich nur dunkel und voll Schauer an ein Erlebnis aus meiner Kindheit erinnerte. Beim Thema „Mein Deutschland“ musste ich sofort an diese schaurige Buttnmandl-Meute denken, welche mir persönlich einen völlig anderen Blickwinkel auf das sonst so moderne Deutschland, wo die meisten Bräuche und Traditionen verlorengegangen sind, gab.

Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Mir war es wichtig, die mystisch schaurige Atmosphäre dieses Einkehrbrauches einzufangen. Der Betrachter soll mit allen Sinnen in den Bann des grauenhaften Rasselns und Schepperns der schweren Kuhglocken, der durch die Dämmerung geisternden, in Stroh gepackten und mit Fell verhüllten Gestalten gezogen werden. Dabei war es mir wichtig, eine authentische Gruppe zu finden, welche ganz traditionsbewusst, ohne umgebenen Touristentumult, jeden 5. Dezember aufs Neue den Brauch ihrer Vorfahren weiterlebt. Besonders im entlegenen Berchtesgadener Land konnten heidnische Bräuche wie das Buttnmandllaufen bis heute erhalten bleiben. Zu vergangenen Zeiten waren wohl in ganz Deutschland derlei Bräuche aufzufinden, bevor sie von der katholischen Kirche verboten wurden.

Wenn du Teil der kostümierten Lauftruppe gewesen wärst: In welche Rolle wärst du geschlüpft?
- Ich wäre gerne in die Rolle der Gankerl, der Teufelsgestalten in Fell, geschlüpft. Die Buttnmandl selber, bepackt mit einer Menge Stroh, kommen nicht selten beim Einbinden mit Rippenbrüchen davon. Zudem müssen sie große und schwere Kuhglocken am Körper schleppen. Die Gankerl hingegen sind flink und leicht, sie halten die Gruppe zusammen und sorgen für die Sicherheit der Buttnmandl, da diese im Stroh relativ unbeweglich sind. Doch wenn ich überlege, ob ich es übers Herz bringen könnte, die schweren Rutenhiebe an die neugierigen Zuschauer des Dorfes zu verteilen, bleibe ich lieber in der Rolle des heimlichen Beobachters.

Wie ist deine Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Bei den Bildern handelt es sich um Ausschnitte aus einer kleinen Reportage. Alle sind mit einer digitalen Vollformat entstanden. Manchmal habe einen Handblitz benutzt. Bearbeitet wurde in Photoshop, dabei überwiegend Farbkorrekturen und Helligkeit/Kontraste.

Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Ich bin dabei immer wieder begeistert, wie man vor der eigenen Haustür noch alte, traditionelle Rituale entdecken kann, für welche ich zuvor in ferne Länder wie Indien oder Nepal gereist bin. Beim Betrachten der in Stroh gepackten Monster fühle ich mich nicht wie in Deutschland, sondern als wäre ich in einem kleinen, fernen Land oder zurückversetzt in eine andere Zeit. Gleichzeitig fasziniert mich, wie die Männer den geheimnisvollen Brauch ihrer Ahnen pflichtbewusst fortführen.

Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
- Begeistert fotografiert habe ich wohl schon lange. Aber meine Passion fing an, als ich mit etwa 13 Jahren die GEO meines Vaters durchblätterte und vier Seiten, geschmückt mit vielen Porträts von Menschen aus aller Welt des Fotografen Steve McCurry entdeckte. Wann immer es möglich war, porträtierte er Menschen in seinen großen Fotoreportagen. Die Farben der Bilder und die Geschichten, welche die Gesichter der Menschen erzählten, zogen mich in den Bann.

Was fotografierst du am meisten?
- Die unterschiedlichsten Menschen und ihr Leben, egal ob hier in Deutschland oder weit in der Welt, faszinieren mich.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Ich habe eine ganze Menge Vorbilder. Stephanie Sinclair bewundere ich für ihren Zugang zu sensitiven Geschlechter- und Menschrechtsthemen, Steve McCurry, für seinen Umgang mit Farben und Licht und Eugene Smith, als Vater der Fotoessays, für seinen großen Ehrgeiz und seine großartigen Reportagen, welche geprägt von Mitgefühl und Leidenschaft sind.

Welche persönliche Bedeutung hat die Fotografie für dich?
- Mir persönlich öffnet die Fotografie einen Weg, mich selber zu entfalten, sie ist meine Leidenschaft und bereichert mich tagtäglich. Die eigentliche Bedeutung des Wortes Fotografie, „Malen mit Licht“, ist für mich immer wieder eine große und geliebte Herausforderung. Gleichzeitig ist es wunderbar, die verschiedensten und interessanten Menschen mittels der Fotografie kennenzulernen.

Wo und wem zeigst du deine Bilder?
- Überwiegend meinen Professoren und Kommilitonen. Wir besprechen und kritisieren gegenseitig unsere Bilder.

Wo findet man deine Bilder im Internet?
- www.nannaheitmann.com

 

 

Preisträgerfotos + 2015 + Alter: 16–20 Jahre