Maxim von Schirach - Ringe an jedem Finger
Ringe an jedem Finger
Maxim von Schirach - Gespräch
Gespräch
Maxim von Schirach -
Maxim von Schirach - Das selbe Lächeln
Das selbe Lächeln

Serie: Ludwigsvorstadt

Maxim von Schirach

München, 15 Jahre

Deutscher Jugendfotopreis 2015
Freie Themenwahl | Altersgruppe B (11-15 Jahre)

1. Preis 500 € 

Jurybegründung    Interview     

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Jurybegründung

Nein, das ist nicht München! Ohne Schickimicki, nirgendwo die Frauenkirche im Bild und noch nicht mal eine Lederhose?! Und doch ist genau das eben auch München, das Bahnhofsviertel, von Maxim von Schirach aufmerksam beobachtet und dokumentiert. In der Ludwigvorstadt begegnet er markanten Persönlichkeiten, fängt mit der Kamera das Alltagsleben auf den Straßen ein, taucht fernab jeglicher Klischees mitten in das Stadtgeschehen ein. Seine Bilder erzählen viel und machen gleichzeitig neugierig auf die Geschichte hinter den Bildern, auf die porträtierten Menschen. Gestalterisch stechen diese Momentaufnahmen besonders durch ihre ansprechende Schwarzweiß-Ästhetik hervor. Das ist Street Photography vom Allerfeinsten!

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Interview

Das Jahresthema lautete "Mein Deutschland". Hattest du hierzu spontan eine Idee oder sogar bereits Fotos, die zum Thema passten?
- Ich lebe in München und wollte auf jeden Fall die üblichen Postkartenmotive vermeiden. Also nicht schon wieder Marienplatz, Frauenkirche, Biergärten und Allianz Arena. Diese tolle Stadt wird dummerweise oft auf Oktoberfest, FC Bayern und diesen merkwürdigen Sepplkitsch reduziert. Ein paar Fotos hatte ich bereits.

Was war dir wichtig, worum ging es dir dabei?
- Mich reizte schon länger das Leben rund um den Hauptbahnhof. Ich wohne in einem anderen Viertel, wo es weniger exotisch zugeht. Auf den Bildern ist nichts typisch München, sie könnten auch irgendwo anders entstanden sein. Aber dennoch sind diese Leute Teil der Stadt, so wie diejenigen in Tracht oder die Hipster aus den Szenevierteln. Ganz in der Nähe, wo die Fotos entstanden sind, findet übrigens das Oktoberfest statt, aber das Viertel ist eine weitgehend lederhosenfreie Zone.

Du beobachtet die Ludwigsvorstadt schon seit einigen Monaten fotografisch. Wie hat sich dabei deine Sicht auf diesen Stadtteil und auf seine Bewohner verändert? Hast du alles so vorgefunden, wie du es erwartet hast, oder viel Neues und überraschendes entdeckt?
- Klar, die Gegend rund um den Bahnhof ist voll von ankommenden Reisenden. Die sind dann oft überrascht, wie hässlich viele Ecken dort sind. Zwischen den Sexkinos gibt es günstigere Hotels und Jugendherbergen. Zuhause sind in dem Viertel meist Menschen mit ausländischen Wurzeln, also aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, Libanon oder früheren Sowjetunion. Asiaten übrigens weniger, die bevorzugen ein anderes Viertel. Wegen der vielen Türken gibt es auch die besten Gemüsegeschäfte dort, wo dann auch alle anderen einkaufen. Manchmal sprechen die Leute in den Läden kein Wort Deutsch und auch die Schilder sind ausschließlich auf Türkisch. Insbesondere die Türken sind sehr freundlich, sie tragen ständig alten Leuten die Einkäufe nach Hause und jeder kennt jeden. Auffallend ist auch der Autokult im Viertel, sie sind überdimensioniert und werden geliebt. Einmal sah ich einen nackten Mann über die Straße laufen. Dies ist aber unüblich. Öfter kann man aber verfolgen, wie jemand verhaftet wird. Die meisten Männer sind irgendwie beschäftigt oder sitzen ohne Frauen in einfachen Cafés und trinken starken süßen Tee.

Wie ist deine Serie entstanden? Welche Technik(en) hast du benutzt?
- Ich bin viel durch die Straßen dort geschlendert. Ich hatte lange auf die Vollformat-Nikon gespart und war jetzt wie im Rausch. Außerdem schwöre ich auf secondhand Festbrennweiten, die man manchmal günstig bekommt. Ein wenig bearbeite ich dann noch in Lightroom oder seltener in Photoshop.

Warum hast du genau diese Serie ausgesucht? Was fasziniert dich an ihr?
- Weil sie zum Thema des Wettbewerbs passt und weil ich die Bilder mag. Vor allen den riesigen Rumänen, der aus dem Bahnhof kam. Er sagte, er sei Künstler, käme gerade aus Berlin und würde einen Freund besuchen. Der war so positiv und authentisch (ich weiß, man soll das Wort nicht benutzen).

Seit wann fotografierst du? Weißt du noch, was dein erstes Foto war?
- Schon ewig. Das erste Bild war bestimmt von meiner Mutter oder dem Hund oder beiden.

Was fotografierst du am meisten?
- Bis vor einen Jahr viele Landschaften, die ich dann mit Photoshop neu zusammensetzte. In letzter Zeit mehr Straßenfotografie.

Hast du Vorbilder in der Fotografie?
- Nein. Aber ich mag z.B. Henri Cartier-Bresson, Martin Parr und Siegfried Lauterwasser.

Wo und wem zeigst du deine Bilder? Stellst du deine Fotos aus?
- Meinen Eltern und Freunden. Ausgestellt habe ich noch nicht. Das ist in München nicht so einfach. Es gibt schon Cafés, die so etwas machen, aber die Wartefrist ist sehr lang.

Wo findet man deine Bilder im Internet?
- Nirgends.

 

 

Preisträgerfotos + 2015 + Alter: 11–15 Jahre